Buchpatenschaft für den Monat Mai 2021
Der Habsburger Maximilian I. lebte in einer Umbruchszeit. Während sein Vater, Friedrich III. als eher zögerlich in der Geschichtsschreibung dargestellt wird, verstand sich Maximilian I. als Ritter, der das Risiko nicht scheute weder auf dem Turnierplatz noch in der Politik.
Maximilian I., Römischer Kaiser: Contra falsas Francorum litteras Defensio honoris Romanorum regis, deutsch (Antwort zur Handhabung und Behaltnuss der Römischen Königlichen Majestät und Glimpfens)
[Augsburg: Erhard Ratdolt, nicht vor Mai 1492]. 2° M22145
8 Blatt
Bibliothekssignatur: 4° Inc 301,5
Maximilian I. (1459 – 1519) gilt als der Begründer des Habsburgischen Weltreichs. Schon in seiner frühen Jugend überlegten Papst Pius II und Maximilians Vater, Kaiser Friedrich III., den Thronfolger mit Maria von Burgund, der Tochter von Karl dem Kühnen zu verheiraten. Allerdings scheiterten die ersten Verhandlungen an den Forderungen Karls des Kühnen, so dass es erst nach dessen Tod zur Eheschließung im Jahr 1477 kam. Diese dynastische Verbindung mit Burgund wurde zum Ausgangspunkt des jahrhundertelangen habsburgisch-französischen Gegensatzes. Denn das Erbe Karls des Kühnen war nicht unumstritten. Frankreich wollte die Erbfolge Marias nicht anerkennen und besetzte das eigentliche Herzogtum Burgund, welches zum französischen Lehensverband zählte. Frankreichs Versuche, im burgundischen Erbfolgekrieg auch weitere ehemals französische Territorien aus der burgundischen Erbschaft zurückzuerobern, konnte Maximilian 1479 durch den Sieg seiner Truppen in der Schlacht bei Guinegate verhindern. Maria von Burgunds früher Tod 1482 erschwerte es für Maximilian I., seine Interessen um das Herzogtum Burgund durchzusetzen.
Die Regierungszeit Maximilians I. als römisch-deutscher König (ab 1486) ist von zahlreichen Publikationen begleitet, die – häufig auf seine eigene Veranlassung hin – sein politisches Wirken dokumentieren bzw. versuchen, die politische Öffentlichkeit zu beeinflussen. In diesem Kontext ist auch die hier vorgestellte Patenschaft, eine Flugschrift aus dem Jahr 1492 zu sehen, in der Maximilian um Unterstützung der Reichsstände im Burgundischen Erbfolgekrieg (1477 – 1493) wirbt. Der Erbfolgekrieg wurde schließlich durch den Vertrag von Senlis vom 23.5.1493 beendet, in dem die Aufteilung der burgundischen Gebiete zwischen Frankreich und dem Reich festgelegt wurde.
Seine Heiratspolitik – die eigene wie die für seine Kinder – trug nicht wenig zur Festigung und zum Ausbau seiner Macht bei. Sein Enkel, aus der Ehe von Philipp dem Schönen und Johanna von Kastilien (genannt Johanna die Wahnsinnige), war Karl V., in dessen Reich bekanntlich die Sonne nie unterging.
Immer wieder lohnend ist bei Inkunabeln auch ein Blick auf den Drucker. Bei dieser Broschüre handelt es sich um einen Druck von Erhard Ratdolt (1447 – 1528) aus Augsburg. Ein kurzer „Ausflug“ in die Deutsche Biographie von 2003 oder auch in die ältere Allgemeine Deutsche Biographie von 1888 informiert über einen herausragenden Drucker, der erst in Venedig und dann in seiner Heimatstadt Augsburg arbeitete.
Neben dem selbstverständlich großen Anteil an liturgischen Büchern widmete sich Erhard Ratdolt mathematisch-naturwissenschaftlichen Werken (z. B. erste Euclid-Ausgabe, 1482 – Beispielseite links), die sich durch sorgfältige Typographie und hochwertigen Buchschmuck auszeichnen.
Mit seinen beiden deutschen Partnern in Venedig führte er zahlreiche Neuerungen ein: Unter anderem verwandte er 1476 als erster gedruckte Initialen (Anfangsbuchstaben) die so genannten litterae florentes, die aus Blättern und Blumen gebildet waren und die bis dahin üblichen handgemalten Initialen ersetzten (siehe Bild ganz oben). 1482 folgten erste Darstellungen von mathematischen Figuren und 1485 erste Mehrfarbendrucke (Abbildung links). Ab 1500 ging die Produktion der Offizin Ratdolt stark zurück, nach 1522 sind keine Drucke mehr nachgewiesen. Erhard Ratdolt starb um 1528, denn in diesem Jahr zahlte er zuletzt Steuern und zwar die für die damalige Zeit hohe Summe von 30 Gulden Einkommensteuer. Er war also ein vermögender Mann, was unter den zeitgenössischen Typographen eine große Seltenheit war.
Nötige Reparaturen: Buchblock trocken reinigen, Fehlstellen und Risse schließen, Buchblock als eine Lage heften und wieder einlegen.
Kalkulierte Kosten: 340 €
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bei den „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.“
Wenn Sie Interesse daran haben, dass diese Inkunabel restauriert und damit wieder benutzt werden kann, dann schreiben Sie an freunde@sbb.spk-berlin.de. Für Ihre Hilfe, ein bedrohtes Werk vor dem Verfall zu bewahren, erhalten Sie:
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- eine Spendenbescheinigung für Ihr Finanzamt. Kontakt: Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V., Gwendolyn Mertz, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Telefon: 030 – 266 43 8000, Mail: freunde@sbb.spk-Berlin.de
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