Originale Bach-Bestände der SBB komplett im Portal Bach digital zu finden
13 Jahre lang hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Kooperationsprojekt Bach digital gefördert. Im Oktober 2021 ist die Förderung nun ausgelaufen.
Das Projekt entstand als Kooperation zwischen der Staatsbibliothek zu Berlin – PK, dem Bach-Archiv Leipzig, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und dem Rechenzentrum der Universität Leipzig. Ziel war zunächst, den Großteil der Originalhandschriften Johann Sebastian Bachs (1685–1750) zu digitalisieren und sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es handelte sich dabei um keinen zufälligen Zusammenschluss, denn die ersten drei genannten Institutionen zusammen verwahren über 90% der erhaltenen Originalquellen des Komponisten, die Staatsbibliothek zu Berlin allein 80%. Diese Originalquellen umfassen nicht nur die erhaltenen autographen Partituren Johann Sebastian Bachs, sondern auch das originale Stimmenmaterial, das der Komponist für die Aufführung seiner Werke verwendete und welches unter seiner Aufsicht entstanden ist. Eingeschlossen sind außerdem Abschriften von Werken anderer Komponisten von der Hand J. S. Bachs, teilweise auch unter Beteiligung seiner Schüler.
Die Digitalisierung sämtlicher Originalquellen der Staatsbibliothek zu Berlin, des Bach-Archivs und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aus den Jahren 2008 und 2009 verfolgte grundsätzlich zwei Ziele: einerseits die kostbaren Handschriften zu sichern und vor übermäßiger Nutzung zu schonen, andererseits ermöglichten diese einen nahezu uneingeschränkten Zugriff auf die Dokumente, selbst für Nicht-Spezialisten der Bachforschung. Dafür wurden ein Webportal und ein Datenbanksystem zu Werken und Quellen J. S. Bachs aufgebaut, die ihrerseits auf der Göttinger Bach-Quellendatenbank basierten und im Jahr 2010 unter www.bach-digital.de freigeschaltet wurden. Bis 2011 wurde die Datenbank um alle Werke J. S. Bachs und alle bis dahin bekannten Quellen erweitert und um 18.000 Scans der Originalquellen ergänzt. Damit war die erste Phase des Projektes abgeschlossen.
Die problematische Überlieferung der Werke J. S. Bachs führte zu Planungen einer Weiterführung des Projekts, denn nur etwa die Hälfte seiner Werke ist über Originalquellen, der Rest hingegen über Abschriften erhalten. Zahlreiche dieser Abschriften entstanden im direkten Umfeld des Komponisten und stammen von Mitgliedern seiner Familie (seiner zweiten Frau Anna Magdalena, geb. Wilcke, und seinen Söhnen), von seinen Schülern, von seinen Kollegen, oder von Schülern seiner Schüler. In den Einrichtungen der Kooperationspartner des Folgeprojektes (Staatsbibliothek zu Berlin, Bach Archiv Leipzig und Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden), das von 2013 bis 2015 durchgeführt wurde, liegen so viele frühe abschriftliche Quellen der Werke Bachs vor, dass damit in Bach digital nun Scans und Metadaten von rund 80% aller erhaltenen Werke Bachs eingespielt werden konnten.
Dabei wurden die Quellen nicht nur über das Webportal Bach digital zugänglich gemacht, sondern sie wurden auch in der internationalen Musikquellendatenbank Répertoire International des Sources Musicales (RISM, opac.rism.info) erschlossen und die Scans in die Digitalisierten Sammlungen der beteiligten Bibliotheken eingestellt. Die Einträge in den verschiedenen Datenbanken wurden gegenseitig verlinkt und es wurden 14.000 Seiten mit über 1.800 Werken oder Werkfassungen (auch anderer Komponisten) digitalisiert.
In den Jahren 2015 bis 2016 erfolgte noch eine Aufarbeitung der bis dahin noch nicht vorhandenen Daten der Originalhandschriften J. S. Bachs in RISM samt der Präsentation der Scans in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin.
Darüber hinaus wurde ein kleiner Anteil an Wasserzeichen in Originalquellen mit Hilfe einer Thermographiekamera digitalisiert und in das Wasserzeichen-Informationssystem des Landesarchivs Baden-Württemberg (www.wasserzeichen-online.de) erschlossen. Daraus sind 180 Thermographie-Aufnahmen mit über 50 verschiedenen Wasserzeichentypen entstanden. Dieser Projektteil wurde mit Mitteln der Beauftragten für Kultur und Medien finanziert.
2017 bis 2021 erfolgte die dritte und letzte Förderung der DFG, bei der nicht mehr J. S. Bach, sondern seine vier komponierenden Söhne Wilhelm Friedemann (1710–1784), Carl Philipp Emanuel (1714–1788), Johann Christoph Friedrich (1732–1795) und Johann Christian (1735–1782) im Fokus standen. Als Verwahrerin wichtiger Quellen Johann Christian Bachs beteiligte sich nun auch die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg in dieser neuen Projektphase.
Sämtliche Werke und Quellen wurden sowohl im Webportal Bach digital wie auch in RISM und in den digitalen Bibliotheken der partizipierenden Institutionen erschlossen und präsentiert. Dabei wurden 21.000 Handschriftenseiten mit insgesamt rund 800 Werken gescannt und über 600 Wasserzeichentypen und -varianten thermographisch erfasst. Außerdem wurden die Quellen von vier weiteren Mitgliedern der Bach-Familie, die sich in der Staatsbibliothek zu Berlin befinden, erschlossen und digitalisiert: Johann Ludwig Bach (1677–1731, nur Abschriften vorhanden), Johann Ernst Bach (1722–1777), Johann Michael Bach (1745–1820) und Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759–1845). Damit sind die Originalquellen der Bach-Familie der Staatsbibliothek zu Berlin komplett erschlossen und digitalisiert. Darüber hinaus wurden exemplarische Seiten ausgewählt und Schriftproben von allen in der SBB nachgewiesenen Mitgliedern der Bach-Familie und von über 200 Schülern Johann Sebastian Bachs erstellt.
verfasst von: Alan Dergal-Rautenberg
- Webportal Bach digital
- Sämtliche Digitalisate der Bach-Projekte in den Digitalisierten Sammlungen der SBB
- Projektbeschreibungen Bach digital I & II
- Projektbeschreibung Bach digital III
- Wasserzeichen-Informationssystem
- Répertoire International des Sources Musicales
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