Abbildung aus: Plenarium, deutsch. Augsburg: Johann Bämler, 30.IX.[14]76. Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Lizenz: CC-BY-NC-SA

Buchpatenschaft für den Monat August 2020

Inkunabeln oder Wiegendrucke nennt man die ersten Drucke mit beweglichen Lettern, die in der Nachfolge von Johannes Gutenberg bis zum Jahr 1500 entstanden. Also, ein Buch aus den „Kindertagen“ des Buchdrucks soll hier für den Monat August vorgestellt werden.

 

Plenarium, deutsch. Augsburg: Johann Bämler, 30.IX.[14]76.

Das „Plenarium“ ist ursprünglich lediglich eine nach dem Kreislauf des Kirchenjahres geordnete Sammlung der Perikopen, der im Gottesdienst gelesenen Ausschnitte aus den Evangelien und den Episteln. Im Laufe des späten Mittelalters wurden sie jedoch zunehmend durch die sogenannten Glossen ergänzt, kurze, volkssprachlich verfasste Auslegungen zu den einzelnen Bibelstellen.

Zeitgenössischer Einband von Plenarium, deutsch. Augsburg: Johann Bämler, 30.IX.[14]76. Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Lizenz: CC-BY-NC-SA

Zeitgenössischer Einband – Plenarium, deutsch. Augsburg: Johann Bämler, 30.IX.[14]76. Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Lizenz: CC-BY-NC-SA

Die Druckausgaben wurden zudem in der Regel mit zahlreichen Illustrationen zu den Evangelienstellen versehen, die als Zyklus das Leben Christi darstellen. Obwohl das „Plenarium“ im 15. Jahrhundert häufig gedruckt wurde, sind meist nur wenige Exemplare der einzelnen Ausgaben erhalten. Auch die vorliegende Augsburger Ausgabe aus der Mitte der 1470er Jahre ist in nur fünf weiteren Exemplaren bekannt. Das Berliner Exemplar zeichnet sich durch seinen zeitgenössischen Einband und die durchgehende, möglicherweise noch vor dem Verkauf ausgeführte Kolorierung aus.

Der Drucker dieses besonderen Buches, Johann Bämler (um 1425 – 1430 geboren – 1503 in Augsburg), gehörte zu den ersten vier Druckern in Augsburg, die sich bereits ab 1470 niedergelassen hatten. Gerade die Kirche verfolgte mit großem Interesse die Ansiedlung von Druckereien an ihren Bischofssitzen, Augsburg stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Die ersten Städte, in denen gedruckt wurde – Mainz (1454), Straßburg (1460), Bamberg (um 1460) und Köln (um 1465) waren Bistumssitze. „Der Leibarzt des inzwischen zum Augsburger Bischof avancierten Johann II. von Werdenberg, Ulrich Ellenbog aus Feldkirch, ein guter Kenner der Augsburger Druckerszene, schrieb dazu 1473 begeistert in ein Exemplar von Johannes Niders „24 goldenen Harfen“: ‚Es ist ze wissen, daß man in der küngklichen stat Augspurg ze latin vnd tütsch trucket vil und mengarlay bücher‘. Mit dieser knappen Notiz hat Ellenbog die Bedeutung und die Vorzüge des neuen Mediums auf den Punkt gebracht: bisher unvorstellbare Auflagenhöhen („vil“), eine bisher nicht gekannte Diversifizierung des Angebots („mengarlay“: mannigfaltig), sowie die Bedeutung, die auch und gerade die Volkssprache („tütsch“) für den Augsburger Buchdruck spielen sollte.“ (Günter Hägele: Medienwechsel – Die Ablösung des geschriebenen Buches durch das gedruckte Buch. Augsburg, 2017, S. 32).
Johann Bämler war vor allem für seine Buchmalereien bekannt, später dann auch für seine vornehmlich in deutscher Sprache gedruckten Bücher.

 

Nötige Reparaturen: Trockenreinigung, alte Vorsätze abnehmen und ersetzen, lose Blätter einfügen, mit Dispersionsklebstoff verklebten Rückenbezug abnehmen, neu mit Leder beziehen und originalen Bezug wieder aufsetzen, erneuern, Schließenstifte kürzen und abrunden.

Kalkulierte Kosten: 750 €

Übernehmen Sie eine Buchpatenschaft

bei den „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.“

Wenn Sie Interesse daran haben, dass diese Inkunabel restauriert und damit wieder benutzt werden kann, dann schreiben Sie an freunde@sbb.spk-berlin.de.  Für Ihre Hilfe, ein bedrohtes Werk vor dem Verfall zu bewahren, erhalten Sie:

  • ein Exlibris aus alterungsbeständigem Papier mit Ihrem Namen oder einem von Ihnen gewünschten Namen,
  • die Möglichkeit, das restaurierte Werk zu besichtigen beim Jahresempfang oder bei einem Termin nach Vereinbarung,
  • eine Spendenbescheinigung für Ihr Finanzamt. Kontakt: Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V., Gwendolyn Mertz, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Telefon: 030 – 266 43 8000, Mail: freunde@sbb.spk-Berlin.de

Weitere Hinweise zu Buchpatenschaften und eine große Auswahl an Patenschaften aus allen Abteilungen der Staatsbibliothek zu Berlin finden Sie auf der Seite der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.  Das Spektrum reicht weit über Bücher hinaus – hier finden Sie auch Noten, Landkarten, Zeitungen, Handschriften.

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