Digitale Lektüretipps 14: CoROnA – Rechtswissenschaft im Open Access
Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps
Gerade angesichts der COVID19-Pandemie wird vollends die gesellschaftliche Relevanz der freien Zugänglichkeit und Nachnutzbarkeit mit öffentlichen Mitteln erzeugten wissenschaftlichen Wissens evident – ein Doppelprinzip, das unter dem Schlagwort Open Access immer stärkeren Einfluss auf das akademische Publikationssystem gewinnt. Mit Blick auf die Vielfalt der disziplinären Publikationskulturen ist es dabei allerdings kaum verwunderlich, dass sich dieser Strukturwandel der Wissenschaftskommunikation in unterschiedlicher Geschwindigkeit Bahn bricht. Während er etwa im Bereich der Hochenergiephysik als vollzogen gelten kann, präsentiert sich das Bild in anderen Fächern weitaus differenzierter.
Dieser Befund dürfte nicht zuletzt auch auf die Rechtswissenschaften zutreffen, in denen das gedruckte Buch – schließlich beschäftigt sich die Juristerei mit kodifizierten Normen – einerseits zwar häufig noch als Goldstandard gilt, andererseits aber eine dynamische Blogosphäre aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit und Diskussionsfreude begleitet. Besonders eindrucksvoll belegen dies die zahlreichen Wortmeldungen, mit denen Forschende z.B. auf Verfassungsblog oder JuWissBlog die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus aus rechtswissenschaftlicher Sicht kommentieren.
Obschon der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelte Fachinformationsdienst für internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung (FID <intR>²) u.a. auch die beiden hier nur exemplarisch erwähnten Blogs auf seinem Open Access-Repositorium <intR>²Dok archiviert und so dauerhaft zitierbar hält, möchte er heute eine andere Publikation ins Zentrum seines digitalen Lektüretipps stellen (an der er freilich ebenfalls mit zwei Beiträgen beteiligt ist). Denn der unlängst erschienene Tagungsband einer vom Frankfurter Exzellenzcluster Normative Ordnungen in Verbindung mit dem Netzwerk jurOA veranstalteten Konferenz eröffnet in 20 Aufsätzen einen multiperspektivischen und damit den gegenwärtig wohl umfassendsten Ausblick auf das eher unübersichtliche Feld des Open Access in den Rechtswissenschaften – zumindest in Deutschland.
Ach so, Sie wollen nicht nur über, sondern Rechtswissenschaft im Open Access lesen? Nichts leichter als das, denn der FID <intR>² möchte die Akzeptanz dieses Publikationsmodells auf Seiten seiner Zielgruppe keineswegs alleine mit dem Betrieb von <intR>²Dok, vielfältigen Retrodigitalisierungs- und Informationsaktivitäten sowie einem Aggregator juristischer Wissenschaftsblogs aus aller Welt befördern. Daneben und vor allem zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei der freien Veröffentlichung von Dissertationen organisiert der FID <intR>² nämlich in Kooperation mit dem Nationalen Open Access-Kontaktpunkt an der Universität Bielefeld, dem Verlag Peter Lang sowie Knowledge Unlatched ein von zahlreichen Bibliotheken aus dem deutschsprachigen Raum getragenes Finanzierungskonsortium. Ziel dieses von einem wissenschaftlich-bibliothekarischen Auswahlkomitee gesteuerten Projekts ist es, bis zum Jahr 2022 insgesamt 30 Frontlist- sowie fünf Backlist-Titel aus dem Bereich des IT-Rechts im Open Access zugänglich zu machen. Die bisher erschienenen Werke finden Sie hier – that’s IT.
P.S. Und wenn Sie wissen wollen, wie sich die Staatsbibliothek zu Berlin gegenüber dem Open Access-Publikationsmodell positioniert, dann treten Sie doch einfach virtuell vor dieses Poster.
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