Digitale Lektüretipps 15: In Gedenken an Dietrich Bonhoeffer
Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps
Am heutigen Gründonnerstag gedenken Christen weltweit des letzten Abendmahls Jesu mit den zwölf Aposteln. Vielerorts bleiben die Kirchenbänke allerdings leer, die gemeinschaftliche Eucharistie entfällt.
Unabhängig davon ist heute, am 9. April, auch dieses Jahr wieder Anlass für ein weiteres großes Gedenken jenseits religiöser Anschauungen: Vor 75 Jahren, einen Monat vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, setzten die Nationalsozialisten ein „Zeichen der Rache“ und ermordeten zahlreiche Widerstandskämpfer, unter ihnen den Theologen Dietrich Bonhoeffer.
Wegen der Corona-Epidemie werden auch Veranstaltungen zur Erinnerung an den deutschen Widerstand ausfallen oder in den virtuellen Raum verlagert werden. Es bleibt Verpflichtung in Zeiten der Dominanz eines einzelnen Themas, in Zeiten der Einschränkung von Freiheitsrechten und des Wegfalls von Selbstverständlichkeiten, das Gedenken an die Aufrechten zu bewahren, an diejenigen, die vor 75 Jahren Widerstand gegen eine weitaus größere Bedrohung leisteten.
Die Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer ist in der Staatsbibliothek allgegenwärtig, wenngleich aufgrund der Schließung derzeit nur mittelbar zu erfahren:
Eine imposante, mehr als 1 Meter große, aus portugiesischem Marmor bestehende Bonhoeffer-Büste des österreichischen Künstlers Alfred Hrdlicka ziert seit 2002 das Eingangsfoyer des Hauses Potsdamer Straße. Die Dauerleihgabe der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg weist den Weg zu einem unserer Veranstaltungssäle, dem Dietrich-Bonhoeffer-Saal, der an prominenter Stelle im Haus platziert ist. Seit dem 9. April 2013 trägt dieser zentrale Ort der Begegnung den Namen des Theologen und Widerstandskämpfers.
Nicht sogleich ins Auge fallend, dafür nicht minder bedeutsam: die Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin verwaltet seit 1996 den Nachlass Dietrich Bonhoeffers. Darin enthalten sind das weltbekannte Gedicht „Wer bin ich?“, Briefe aus seiner Kindheit bis zu den letzten Briefen aus dem Gefängnis in Tegel, Lebensdokumente, Nachschriften seiner Vorlesungen wie auch Reste seiner Bibliothek.
Im gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek herausgegebenen Bibliotheksmagazin wurden zu Bonhoeffer und seinem Nachlass mehrere Artikel veröffentlicht:
- Jutta Weber: Zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer,
- Jeanette Lamble: Der Nachlass Dietrich Bonhoeffer,
- Jutta Weber: „We may meet again and be together as in former years“ – Neue Bonhoeffer-Dokumente,
- Christoph Markschies: Harnack, Bonhoeffer und Schleiermacher – Die SBB und ihre theologischen Nachlässe als Quelle der Forschung,
- Mareike Rake: „DURCH DANK UND DURCH REUE“- Die Staatsbibliothek zu Berlin widmet ihren Ausstellungsraum dem Andenken Dietrich Bonhoeffers.
Auch die Beschäftigung mit der digitalen Literatur über den Theologen und Widerstandskämpfer ist über unsere Kataloge, in lizenzierten Volltext-Datenbanken wie JSTOR oder auf E-Book-Plattformen wie ProQuest Central möglich. Als Empfehlungen mögen Ihnen in der Karwoche und darüber hinaus dienen:
- De Gruchy, John W. The Cambridge Companion to Dietrich Bonhoeffer. Cambridge University Press, 1999.
- DeJonge, Michael P. Bonhoeffer on Resistance: The Word Against the Wheel. Oxford University Press, 2018.
- Pugh, Jeffrey C. Religionless Christianity: Dietrich Bonhoeffer in Troubled Times. Bloomsbury Publishing Plc, 2009.
- Schlingensiepen, Ferdinand. Dietrich Bonhoeffer 1906-1945 : Martyr, Thinker, Man of Resistance. Bloomsbury Publishing Plc, 2012.
- Zimmerman, Jens. Being Human, Becoming Human: Dietrich Bonhoeffer and Social Thought. James Clarke Company, 2012.
- Wannenwetsch, Bernd (ed.). Who Am I?: Bonhoeffer’s Theology Through His Poetry. Bloomsbury Publishing Plc, 2012.
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