Digitale Lektüretipps 37: Corona-Maßnahmen und die Philosophie

Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps aus den Fachreferaten der SBB

Die Corona-Pandemie stellt momentan viele Selbstverständlichkeiten des Alltags in Frage. Es wird die Sorge geäußert, dass viele Grundrechtseingriffe und Maßnahmen, die zur Eindämmung des Virus in einer Ausnahmesituation getroffen wurden, womöglich auf Dauer bleiben könnten. Das wirft zahlreiche philosophische Fragen auf. Es gibt einerseits aktuelle Kommentare von PhilosophInnen rund um das Coronavirus, andererseits Referenzen auf bestehende Begriffe und Konzepte, die angesichts der jetzigen Situation besonders zeitgemäß erscheinen.

So schreibt beispielsweise die Philosophin Eva Weber-Guskar in ihrem Beitrag „Es ist zu hoffen, dass es einen Mittelweg gibt“ in der Süddeutschen Zeitung am 28. April über echte und bloß vermeintliche moralische Dilemmata der Krise; Rainer Forst plädiert ebenda am 4. Mai im Sinne des Gemeinwohls für einen Schwur auf die Demokratie („Das antidemokratische Virus“).

Mit Judith Butler veröffentlichte eine der wichtigsten Denkerinnen der USA auf dem Verso Verlagsblog unter dem Titel „Capitalism Has its Limits“  bereits am 19. März ihre Einschätzungen und Analysen über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die politischen und sozialen Folgen in den Vereinigten Staaten.

Die Zeitschrift für Praktische Philosophie wird einen Schwerpunkt zum Thema „Corona-Pandemie – Praktische Philosophie in Ausnahmesituationen“ veröffentlichen.

Aber auch bereits ausformulierte philosophische Konzepte können eine wichtige Rolle in der Einordnung aktueller Ereignisse spielen: Ein Denker hat sich zeitlebens mit Infektionskrankheiten, den Versuchen ihrer Eindämmung und den daraus resultierenden Machformationen beschäftigt. Wer angesichts der aktuellen Lage und der zu ihrer Bekämpfung ins Leben gerufenen Maßnahmen am liebsten Michel Foucaults Surveiller et punir aus dem Bücherregal hervorziehen würde, um selbst zu überprüfen, ob man mit den theoretischen Konzepten und historischen Beispielen, die Michel Foucault in den 1970er Jahren entwickelte, die gegenwärtige Situation deuten kann, der kann dies hier virtuell im Remote Access, also im Fernzugriff auch von außerhalb der Staatsbibliothek, tun.

Der Titel ist Teil der Datenbank Social Theory, die Textsammlungen zur soziologischen Theorie von den Anfängen der Soziologie im 19. Jahrhundert bis zum 21. Jahrhundert umfasst. Es sind unter anderem Schriften von Max Weber, Karl Marx, Jürgen Habermas, Robert Merton, George Herbert Mead, Auguste Comte, Jean Baudrillard, Michel Foucault, Saul Howard Becker, Herbert Spencer, Antonio Gramsci, Alexis de Tocqueville, Harriet Martineau, Talcott Parsons, Émile Durkheim, Georg Simmel, Simone de Beauvoir, Pierre Bourdieu und Theodor W. Adorno enthalten. Die Texte werden vielfach im Original und in englischer Übersetzung wiedergegeben.

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