Interview mit Boris König (Überregionale Bibliographische Dienste)

Mit diesem Interview verabschieden sich die FaMI-Azubis für dieses Jahr von ihrem kleinen Blog-Takeover. Wir sprachen mit Boris König aus der Abteilung Überregionale Bibliographische Dienste (IIE). Dort arbeitet er im Referat 1, welches sich mit dem Betrieb und der Weiterentwicklung der Zeitschriftendatenbank (ZDB) beschäftigt.

Auszubildende: Wie kamst Du zur SBB?

Boris König: Bei mir war das ein wenig länger… Ich versuch’s mal ganz kurz zu machen. Also Bibliotheken, Bücher und Ordnung waren schon immer mein Ding. Das hat mich eigentlich schon immer fasziniert. Mein Weg zur SBB war letzten Endes eine Serpentine. Während meines Lehramtsstudiums und später während meines Bibliotheks- und Informationswissenschaftsstudiums habe ich die SBB als eine Institution kennengelernt, die eine Reputation hat und auch eine Quelle für Informationen ist. Da war dann auch der Wunsch da, zumindest mal als Besucher dorthin zu gehen.

Das führt dann auch zum zweiten [Punkt], wieso ich mir die SBB als Arbeitsplatz ausgesucht habe. Erstens war dieser Begriff schon da: Institution SBB usw. usf. Und zweitens wollte ich unbedingt ein Teil sein von dem, was die Bibliothek den Nutzern zurückgibt.

AB: Was gefällt Dir am besten an der SBB?

BK: Flexibilität bei der Arbeit, das Arbeitsklima in meiner Abteilung und, was man nicht vergessen darf, die Lage und Architektur. Nach längerer Zeit wirkt die Architektur unterbewusst. Wenn ich aus der U-Bahn rauskomme, ist es schon etwas ganz anderes hier einzutreten, als in einer Bausünde seinen Dienst zu tun.

AB: Was übst Du hier für Tätigkeiten aus?

BK: Meine Tätigkeiten sind die redaktionelle Bearbeitung von Datensätzen gedruckter fortlaufender Ressourcen. Ich bin auch noch für die Organisation der Schulungen und Schulung von ZDB-Neueinsteigern zuständig und ich betreue auch unter anderem die FaMI-Ausbildung mit.

AB: Was schätzt Du am meisten an deiner Arbeit?

BK: Es ist die Beantwortung möglichst schwieriger Fragen, denn da muss man sich ransetzen, man braucht Zeit, muss recherchieren. Und wenn man dann die Lösung gefunden hat und diese auch weitergeben kann… Das ist so mein Ding: Lösungen auf Probleme finden.

AB: Wo liegt dein Lieblingsort in der SBB?

BK: Ich denke mal, dass es der Kartenlesesaal ist, aufgrund meines Geographiestudiums. Ich würde dort gern mehr Zeit verbringen, als ich jetzt zurzeit habe.

AB: Worauf kannst Du auf oder bei der Arbeit nicht verzichten?

BK: Unverzichtbar sind meine netten Kolleginnen und Kollegen. Das ist das, was ich brauche. Alles andere kann sich irgendwie beschaffen lassen, aber nette Kolleginnen und Kollegen sind unverzichtbar.

AB: Was war das schönste Kompliment, das Du auf der Arbeit erhalten hast?

BK: In meiner Anfangszeit, als ich hier bei der ZDB eingearbeitet worden bin, war es so, dass ich noch auf Ausdrucken gearbeitet habe. Die Mailboxen mit den Datensätzen wurden ausgedruckt, es wurde einiges angemarkert, was geändert werden sollte und ab einem bestimmten Zeitpunkt habe ich dann selbst angemarkert und habe dann gesagt: „Okay, passt das so? Kann ich das dann so übernehmen?“ Als ich dann eigenständig Korrekturen vorgenommen habe, da kam mir dann irgendetwas seltsam vor. Ich hatte noch im Hinterkopf: Aha, da muss irgendwie was anderes hin, ich habe recherchiert und die korrekte Lösung notiert. Das wurde mir dann auch so zurückgemeldet, dass das die richtige Lösung ist und darüber habe ich mich sehr gefreut.

AB: Welches Buch hast Du zuletzt gelesen?

BK: Ich bin grade dabei, „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury zu lesen, im englischen Original.

AB: Worum geht es da?

BK: Es ist eine Dystopie, in der die Gesellschaft sich so weit entwickelt hat, dass im Grunde alles schneller geworden ist. Autos sind schneller geworden, sodass Reklametafeln 200 Meter lang sein müssen, damit man die Werbung überhaupt wahrnimmt. Medien, insbesondere interaktive Fernseher sind gerade der Renner, wo man dann vor einer Bildschirmwand steht und bei dieser dann mit anderen Zuschauern und dem Moderator interagiert. Das Lesen ist nur noch auf Sachliteratur beschränkt. Alles, was an Belletristik vorhanden ist, ist verboten, weil sie Emotionen auslöst und zu viele Emotionen in der Vergangenheit Konflikte ausgelöst haben. Deshalb wurde diese Literatur dann verboten, damit es allen Menschen besser geht. Die Feuerwehrmänner sind dazu da, diese Literatur zu verbrennen. Im Buch geht es um den Feuerwehrmann Guy Montag, der diese Arbeit beflissentlich durchführt. Durch eine Bekanntschaft stellt er aber alles in Frage und hängt letztlich seinen Beruf an den Nagel und nimmt davon Abstand. Es gibt auch noch eine Ausgabe von diesem Werk, welche komplett schwarz ist. Und erst, wenn man Hitze, zum Beispiel durch eine Feuerzeugflamme, an die Seiten bringt, wird die Schrift lesbar.

AB: Das ist ja cool!

BK: Ja, das wäre dann so eine Ausgabe, die ich gerne bei mir im Schrank stehen hätte.

AB: Und welches Buch müssten sie Dir entreißen und verbrennen? Also, was ist Dein Lieblingsbuch?

BK: Oh, jetzt wird‘s schwierig… Da müsste man eigentlich aus den verschiedenen Lebensaltern, die ich schon hinter mir habe, einige Bücher verbrennen. Zum Beispiel aus dem Kleinkindalter, was ich jetzt schon an meine Tochter weitergegeben habe, ist es ein Pappbilderbuch „Der Bäcker hat gerufen.“ Da sind solche alten Sprüche drin, kindgerecht illustriert, da würde wirklich mein Herz bluten, würde es verbrannt werden. Als ich im Kindergarten war, war es „Das Märchen vom Geist Gnatz.“ Das gibt es jetzt auch als Neuauflage, worüber bin ich sehr froh bin.

Als ich in der Grundschule war, hat mir „Das Schulgespenst“ ganz, ganz toll gefallen, gibt es auch mittlerweile wieder als Neuauflage. Was ich noch wunderbar finde, ist „Bahnwärter Thiel“ von Gerhart Hauptmann und „Faust I“ von Goethe. Das Buch kann man wirklich durch jede Lebenslage mitnehmen, man findet irgendwo immer ein passendes Zitat. Etwas weniger bekannt ist „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ von Christian Dietrich Grabbe. Obwohl im 17. Jahrhundert geschrieben, ist es immer noch absolut lustig. Das wären so meine… Ach ja! Ein Buch, auf das ich eigentlich schon früher gestoßen bin, was ich jetzt aber ganz, ganz hochhebe, weil es so extrem vielschichtig ist, ist „Dune“ von Frank Herbert. Also wirklich die ganze Reihe, von „Dune“ bis „Chapterhouse Dune“, ist fantastisch.

AB: Auf welche Frage hattest Du zuletzt keine Antwort?

BK: Ich war letztens im Urlaub in Süddeutschland. Ich habe gesagt: „Das ist ein Pflaumenkuchen.“ Der Sohn meiner Freundin hat gesagt: „Das ist ein Zwetschgenkuchen.“ Naja, irgendwie sind wir dann auf die Frage gekommen: Ist eine Zwetschge eine Pflaume? Zuerst hatte ich keine Antwort, aber – Wikipedia sei Dank – haben wir sie dann gefunden. Die Zwetschge ist eine Unterart der Pflaume, also die domestizierte Pflaume sozusagen.

AB: Was möchtest du den Menschen über Bibliotheken mitgeben?

BK: Leute, unterstützt die Bibliotheken, wo es nur geht! Sei es mit Büchern, die ihr daheim habt. Alte Werke, seltene Werke: hin damit!

AB: Wenn Du drei Wünsche frei hättest, welche wären es?

BK: Hm, das ist ja immer so diese Dschinni-Frage mit den drei Wünschen. Ich habe da auch länger darüber nachgedacht. Und alles Mögliche, was einem da in den Kopf kommt, fand ich irgendwie nicht so ganz passend, so von wegen: Geld, Macht, Haare… (alle lachen) Irgendwie bin ich da ein bisschen auf was globaleres, Allgemeineres gekommen: Zum einen wünsche ich mir, dass die Menschheit nach dem kategorischen Imperativ von Kant lebt. Zweiter Wunsch: Alle Menschen auf der Welt haben den Zugang zu einem funktionierenden und sich selbst reparierenden Replikator, wie in „Star Trek“. Frühstück: fertig! Kaffee: schneller, als durch eine Kaffeemaschine gejagt! Und letzter Wunsch: Es gibt keine Krankheiten mehr. Das sind meine drei Wünsche, wo ich sagen würde: Okay, das ist es.

AB: Krankentage sind hinfällig. (alle lachen)

BK: Auf jeden Fall. Aber dafür hat man dann auch den Luxus eines Replikators. Und dafür würde ich meine Krankheitstage aufgeben.

AB: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und Deine Zeit!

BK: Sehr gerne, es hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Das Interview fand im Rahmen des FaMI-Takeovers am 16.08.2023 statt.

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