Jetzt im Stabi Kulturwerk: Musikalische Verflechtungen in der Familie Mendelssohn

Ähnlich wie die Bachs oder Mozarts, so hat sich auch die Familie Mendelssohn gleich mit mehreren Vertretern in die Annalen der Musikgeschichte eingetragen. Als professionelle Komponisten zu nennen sind hier vor allem Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) sowie der zu Lebzeiten hochgeachtete, heute aber kaum mehr bekannte Darmstädter „Kirchenmusikmeister“ Arnold Mendelssohn (1855–1933). An künstlerischer Begabung ihnen zur Seite zu stellen ist Felix’ Schwester Fanny Hensel (1805–1847), deren „Sonntagsmusiken“ zum Treffpunkt des musikalischen und künstlerischen Berlins der 1830er und 1840er Jahre avancierten, die sich aber erst nach langem Zögern und gegen die Vorbehalte des Vaters und Bruders entschloss, einige ihrer Werke im Druck zu publizieren. Daneben finden sich auch in späteren Generationen weitere Mendelssohn-Nachfahren, die als Musiker und Instrumentalisten hervorgetreten sind.

Felix Mendelssohn (Bartholdy) am Klavier. Zeichnung von Wilhelm Hensel, um 1822

Neben dem nach außen gerichteten Musizieren bildete und knüpfte aber die Musik in der Familie Mendelssohn vielfach auch innerfamiliäre Bande: Geburtstage und andere Familienfeiern wurden mit Musik ausgestaltet und begangen, Geschwister traten gemeinsam auf, Kinder überraschten ihre Eltern mit musikalischen Darbietungen im häuslichen Rahmen, Kompositionen wurden nahestehenden Familienmitgliedern als Handschrift zum Geschenk gemacht oder im Druck gewidmet, und bisweilen wurden musikalische Quellen auch künstlerisch veredelt. Einige exemplarische Schlaglichter auf die Vielzahl solcher musikalischen Verflechtungen sind von Ende August 2023 bis Januar 2024 im Stabi Kulturwerk zu sehen.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für 2 Klaviere und Orchester E-Dur, MWV O 5. Autograph, 1823

Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für 2 Klaviere und Orchester E-Dur, MWV O 5. Autograph, 1823

Die enge musikalische Verbindung der Geschwister Fanny und Felix Mendelssohn(Bartholdy), die als Kinder gemeinsam Musikunterricht genossen und auch über  die Kind-heit und Jugendzeit hinaus in und über Musik verbunden bleiben, wird u.a. durch ein Doppelkonzert für zwei Klavier und Orchester dokumentiert, das der 14jährige Felix seiner Schwester im November 1823 zu deren Geburtstag schenkte und das die beiden Geschwister Anfang Dezember bei einer der „Sonntagsmusiken“ im Hause Mendelssohn Bartholdy aufführten. Ebenso im familiären Beziehungsrahmen steht eine der frühesten erhaltenen Kompositionen von Fanny, ein 1819 zum Geburtstag ihres Vaters Abraham Mendelssohn komponiertes Lied.

Fanny Hensel: An die Ruhe. Autographe Reinschrift mit Zeichnung von Wilhelm Hensel, ca. 1830-1840

 

Eine andere Facette künstlerischer Verknüpfung und Symbiose zeigt die Ehe von Fanny Mendelssohn Bartholdy mit dem Maler und Zeichner Wilhelm Hensel. Wilhelm selbst war nicht musikalisch. Er ermunterte Fanny aber zu komponieren und unterstützte sie bei der Wiederbegründung der „Sonntagsmusiken“. Gemeinsam gestalteten sie als Geschenke für Freunde und zur eigenen Erinnerung illustrierte Reinschriften ausgewählter Klavierstücke und Lieder: Auf einem eingefärbten Schmuckpapier schrieb Fanny ihre Komposition ins Reine, ließ aber zu Beginn etwas Raum, den Wilhelm dann mit einer inhaltlich zum Text oder Stimmungsgehalt des Stückes passenden Zeichnung füllte.

 

Albrecht Mendelssohn Bartholdy: Vier Gedichte für eine Singstimme [und Klavier]. Selbstverlag, 1907

Albrecht Mendelssohn Bartholdy: Vier Gedichte für eine Singstimme [und Klavier]. Selbstverlag, 1907

Einen wiederum anderen Raum nahm Musik im Leben des Juristen Albrecht Mendelssohn Bartholdy, eines Enkels des Komponisten Felix, ein. Ähnlich wie sein berühmter Vorfahr veranstaltete er schon als Kind mit Freunden und Verwandten kleine Hauskonzerte und Theateraufführungen. Auch später, als er zunächst in Würzburg und dann in Hamburg eine Professur für Rechtswissenschaft bekleidete, widmete er sich in Mußestunden gerne der Musik, die für ihn gleichsam die schönste Nebensache der Welt blieb. So komponierte er eine ganze Reihe von Klavierliedern, denen eine hohe Expressivität eigen ist. Eine besondere Inspirationsquelle war ihm dabei offensichtlich seine Schwägerin Marie Wach, für die er nicht nur ein handschriftliches Album mit fremden und eigenen Kompositionen zusammenstellte, sondern der er auch sein erstes, im Selbstverlag erschienenes Heft mit Liedern widmete.

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