UNESCO-Urkunde Memory of the World für die h-Moll-Messe von J. S. Bach

Heute übergibt die Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission, Verena Metze-Mangold, der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, die Urkunde, mit der die von Johann Sebastian Bach komponierte h-Moll-Messe zum Memory of the World / Weltdokumentenerbe bestimmt wird. Das Autograph gehört zur größten Bach-Sammlung, etwa 80% aller überlieferten Kompositionen von J. S. Bach befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Entscheidung zu dieser Auszeichnung fiel im Jahr 2015, die Übergabe der Urkunde findet an einem Tag statt, an dem die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Ton Koopman das Werk aufführen.

Es sprechen

Barbara Schneider-Kempf
Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Joachim-Felix Leonhard
Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für Memory of the World / Weltdokumentenerbe

Christoph Wolff
Musikwissenschaftler, Harvard University

Ton Koopman
Dirigent

Verena Metze-Mangold
Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission


Joachim-Felix Leonhard, Barbara Schneider-Kempf und Verena Metze-Mangold

 

Joachim-Felix Leonhard, Christoph Wolff und Ton Koopman


Die h-Moll-Messe, BWV 232 im Internet


Über das Werk und das Autograph

Johann Sebastian Bach (1685-1750) stellte die h-Moll-Messe, sein letztes Chorwerk, erst kurz vor seinem Lebensende in den Jahren 1748-49 und damit in Vollendung seiner Meisterschaft fertig. Schon im Jahr 1733 hatte er mit der Arbeit an der Messe begonnen. Er verwendete dafür historische und moderne Satzarten, Formen und Kompositionstechniken. Die Auseinandersetzung Bachs mit tradierten Mustern einerseits und die Verwendung von modernen Satztechniken anderseits in einem einzigen Werk bildet das Alleinstellungsmerkmal der h-Moll-Messe.

Die einzige vollständige Partitur aus Bachs Lebzeiten ist mit Tinte auf Papier verfasst, er verwendete 99 Blätter und vier Titelblätter, die zwischen 33,5 x 21 cm und 36 x 23 cm messen.

Die Messe besteht aus vier Teilen, der erste wurde 1733 komponiert, die Teile II bis IV vermutlich zwischen August 1748 und Oktober 1749. Eine Datierung durch Bach selbst liegt nicht vor, sie lässt sich aber durch Schriftvergleiche ermitteln.

Nach dem Tod Johann Sebastian Bachs ging das Autograph der gesamten Messe in den Besitz seines Sohnes Carl Philipp Emanuel über, der die Handschrift im Rahmen seiner Arbeit als Musiker verwendete. Danach ging die Handschrift auf dessen Tochter Anna Carolina Philippina über. 1805 wurde sie vom Schweizer Musikpädagogen und Musikverleger Hans Georg Nägeli erworben und in der Familie weitervererbt. Nach einer weiteren Station erwarb die Bach-Gesellschaft Leipzig 1857 das Autograph. 1861 konnte das wertvolle Autograph schließlich von der Königlichen Bibliothek zu Berlin, heute Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz erworben werden, wo sie nun dauerhaft verwahrt wird.

In Berlin ist das Autograph in einem herausragenden Umfeld: In der größten Bach-Sammlung befinden sich neben 80% aller von Johann Sebastian Bach im Autograph überlieferten Werke auch nahezu alle Werke seiner vier komponierenden Söhne sowie das Alt-Bachische Archiv, ein von ihm selbst zusammengestelltes Musikarchiv mit Kompositionen seiner Musiker-Vorfahren.

Johann Sebastian Bach war als Komponist wegweisend. Seine Werke beeinflussen die Musikgeschichte bis heute nachhaltig, wobei sich sowohl Komponisten an seinem Schaffen orientieren als auch die Werke Bachs fester Bestandteil des Konzertlebens sind.



Der Tagesspiegel berichtete am 28. November über die zwei Berliner Ereignisse rund um Bach: http://www.tagesspiegel.de/kultur/ton-koopman-aus-vollem-herzen/20514866.html

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