Zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 alles online: Sinfonien, Klavierkonzerte, Konversationshefte und anderes
„Seid umschlungen Millionen!“ Die größte Beethoven-Sammlung der Welt enthält über 50% aller überlieferten Musikautographe sowie kompositorische Skizzenbücher, eigenhändige Briefe wie auch nahezu alle Konversationshefte des ertaubten Ludwig van Beethoven (1770-1827) – alles ist nun online anzuschauen und recherchierbar. Im Jahr 2020 wird weltweit der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens begangen.
Unter dem Titel „Seid umschlungen Millionen!“ führte die Staatsbibliothek zu Berlin ein Projekt zur Digitalisierung, Tiefenerschließung und Online-Präsentation durch, in dessen Ergebnis nun eines der bedeutendsten Zeugnisse menschlichen Schaffens – die Berliner Beethoven-Sammlung – für jeden Menschen unkompliziert zugänglich geworden ist. Dank der Förderung durch die Staatsministerin für Kultur und Medien konnten ein Wissenschaftler, ein Bibliothekar, ein Scan-Operateur und ein Fotograf zügig Hand in Hand arbeiten und dabei die Pretiosen in bestmöglicher Qualität digital aufnehmen, sie umfassend wissenschaftlich beschreiben und sie nach formalen Kriterien leicht online recherchierbar machen.
Neben Beethovens Sinfonien Nr. 4, 5, 8 und 9 – letztere gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe – sind auch seine Klavierkonzerte Nr. 1, 2, 3 und 5, die Oper Fidelio, die Missa solemnis sowie seine Skizzenbücher und Konversationshefte, eigenhändige Briefe, persönliche Dokumente und bedeutende Erstdrucke online. Erfasst wurden 221 Musikautographe, 137 Konversationshefte und 380 Briefe. Das sind 19.300 Seiten Musikautographe, ca. 10.000 Seiten schriftliche Konversation, Briefe und andere autographe Dokumente wie auch 965 Erst- und Frühdrucke Beethovenscher Werke.
Ein besonderes Augenmerk seitens der Forschung verdienen die 30 Skizzenbücher, in denen Beethoven seine musikalischen Einfälle und Ideen festhielt. Nur selten sind solche Objekte überliefert, denn in der Regel vernichteten Komponisten solche Notizen nach Vollendung ihres Werkes. Jetzt kann jeder die Entstehung und Progression eines Werkes wie auch die kompositorischen Schwierigkeiten im Schaffensprozess nachvollziehen. Er führte seine Skizzenbücher teils über viele Jahre, sodass sich in ein und demselben Heft Skizzen zu verschiedenen Werken und aus unterschiedlichen Zeiten finden.
Aus den umfangreichen Sammelbänden mit Volkslied-Bearbeitungen lässt sich erkennen, wie intensiv sich Beethoven vor allem mit schottischen und irischen Volksliedern beschäftigt hatte – das war bislang allenfalls Beethoven-Forschern bekannt. Nun sind alle großen Sammelhandschriften mit seinen Volksliedbearbeitungen erschlossen und die komplexen Objektstrukturen in der digitalen Präsentation wiedergegeben.
Die 137 Konversationshefte (von 139 erhaltenen) bringen weitere Facetten Beethovens zum Vorschein und sind durch ihren Entstehungskontext eine wertvolle Quelle für die Forschung: Der ertaubte Beethoven bediente sich dieser Hefte ab 1818, um mit ihrer Hilfe zu kommunizieren. In der Regel ließ er den Redebeitrag seiner Gesprächspartner darin mit Bleistift eintragen und antwortete überwiegend mündlich. Er nutzte sie zudem als eine Art Notizbuch, um Gedanken oder auch kleinere Skizzen, literarische Interessen und aufführungspraktische Einfälle festzuhalten.
Die 380 Briefe Beethovens geben einen abwechslungsreichen Einblick in sein Musikschaffen sowie in finanzielle Angelegenheiten, Alltagssorgen und das private Leben des Komponisten. So befindet sich – neben Korrespondenzen mit Verlegern, Auftraggebern, Gönnern, Freunden und Familienmitgliedern – der Brief an „Die unsterbliche Geliebte“ im hiesigen Bestand, das wohl berühmteste und persönlichste Schreiben des Komponisten.
Mit dem Projekt wurde zugleich verschiedenen Forschungsfragen zugearbeitet, etwa der nach der Herkunft des von Beethoven verwendeten Papiers: Zunächst wurden mehrere Hundert Wasserzeichen bestimmt und verbal beschrieben, sodann ein Teil der Zeichen mithilfe einer Thermographie-Kamera aufgenommen. Die Aufnahmen werden nun nach und nach mit diversen Metadaten angereichert und via Spezialdatenbank Wasserzeichen-Informationssystem, WZIS, recherchierbar gemacht.
Die für die Wissenschaft so wertvollen und mit vielen Informationen versehenen Katalogisate wie auch die hochauflösenden Digitalisate zu der umfangreichen Berliner Beethoven-Sammlung sind in der Digitalen Bibliothek der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zu recherchieren – 763 Objekte mit 29.300 Seiten. Nachfolgend werden diese in der Deutschen Digitalen Bibliothek und in Europeana identisch gespiegelt.
>> https://digital.staatsbibliothek-berlin.de
>> Website zur Beethoven-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin – PK
>> Website zur Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
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