Aggregatzustände rechtswissenschaftlicher Forschung – mehr Aufmerksamkeit für juristische Blogs und Podcasts

„The transition to Open Access of legal literature is in its infancy. Legal studies feature some of the lowest Open Access rates“ – so das Fazit einer unlängst erschienenen empirisch-vergleichenden Studie zur Bedeutung des Paradigmas des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen für das juristische Publikationssystem. Der tendenziellen Open Access-Skepsis der Rechtswissenschaften steht zugleich aber ihr Bedarf an einem so reagiblen wie öffentlichkeitswirksamen Medium zur tagesaktuellen Kommentierung gesellschaftlicher Entwicklungen entgegen, was den zunehmenden angebots- wie rezeptionsseitigen Erfolg von Wissenschaftsblogs im Wesentlichen erklären dürfte – gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.

Während sich aktuell gleich drei Forschungsprojekte mit dem Beitrag von Blogs zum Strukturwandel des rechtswissenschaftlichen Kommunikationssystems beschäftigen – an die Seite von Offener Zugang zu Öffentlichem Recht (BMBF) und Wissenschaftsblogs als Infrastruktur für digitale Publikationen und Wissenschaftskommunikation (DFG) ist inzwischen das Vorhaben Open Access in den Rechtswissenschaften – Strukturwandel zu einer partizipativ-qualitätsgesicherten Publikationskultur der Berlin University Alliance getreten –, gewinnt dieser Prozess bereits an neuer Dynamik. Denn unter dem Eindruck sowohl der pandemiebedingten Umstellung der akademischen Lehre auf Onlineformate als auch des wissenschaftspolitischen Imperativs, den gesellschaftlichen Transfer universitärer Forschung zu forcieren, hat sich die Zahl juristischer Wissenschaftspodcasts in den vergangenen Monaten vervielfacht. Um in der Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein für die Relevanz der Rechtswissenschaften zu schaffen, bedarf es nämlich, wie ein kürzlich publizierter Übersichtsaufsatz betont, „anderer Medien als des reinen Textes.“ (S. 163)

In der Hoffnung, damit zugleich einen Beitrag zur Open Access-Transformation der gesamten Disziplin leisten zu können, unterstützt der Fachinformationsdienst für internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung juristische Wissenschaftsblogs und -podcasts mit zwei Service- bzw. Infrastrukturangeboten: Zum einen ist damit die (automatisierte) Zweitveröffentlichung einzelner Blogposts und Podcast-Folgen auf <intR>²Dok, dem Open Access-Repositorium des Fachinformationsdiensts angesprochen, wodurch nicht nur bibliothekarischer Katalognachweis und Langzeitarchivierung, sondern auch deren dauerhafte digitale Zitierfähigkeit vermittels persistenter Webadressen – so genannter Digital Object Identifiers (DOI) – sichergestellt ist. Während der Fachinformationsdienst auf diese Weise an Sichtbarkeit von Seiten der rechtswissenschaftlichen Fachcommunity gewinnt – ein unverzichtbares Prärequisit seiner Arbeit –, profitieren Wissenschaftsblogs und -podcasts von der Zusammenarbeit auch über die drei angesprochenen Dimensionen hinaus. Denn die Auffindbarkeit von Blogbeiträgen und Podcast-Folgen in internationalen Bibliothekskatalogen stattet diese außerhalb der konventionellen rechtswissenschaftlichen Publikationskanäle erschienenen Inhalte nicht nur mit einem ‚Seriositätsübertrag‘ aus, sondern verschafft ihnen zudem zusätzliche und durch ihre DOI-Auszeichnung überdies auch im Social Web mit Hilfe alternativer Bibliometrie-Instrumente nachvollziehbare Reichweite.

Um die Aufmerksamkeit bzw. Sicht- und Hörbarkeit für diese neuen Medienformate zu erhöhen, betreibt der Fachinformationsdienst für internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung zum anderen einen Aggregator, mit dessen Hilfe die jüngsten Inhalte ausgewählter Wissenschaftsblogs und -podcasts in einen Gesamt- sowie in mehrere thematische Kanäle gebündelt und in Form knapper Vorschauansichten exponiert werden. Dieses Angebot versteht sich zugleich als Impuls zur Kartierung eines aufgrund seiner rasanten Expansion recht unübersichtlichen Felds – Hinweise auf weitere in unsere Aggregation einzubeziehende rechtswissenschaftliche Blogs und Podcasts sind daher sehr willkommen, sofern deren Inhalte via RSS ausgeliefert werden.

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