Autographen-Auktionen Frühjahr 2020
Die große Anzahl von Nachlässen und Sammlungen bedeutender Persönlichkeiten, die die Staatsbibliothek aufbewahrt, wird durch einzelne Autographen, also eigenhändig geschriebene Briefe u.a. Dokumente, immer wieder ergänzt. Eine wichtige Möglichkeit zur Erwerbung solcher Objekte, die unsere Bestände weiter komplettieren, ist die Teilnahme an Versteigerungen renommierter Auktionshäuser wie Stargardt und Bassenge in Berlin.
Bei der Stargardt-Auktion im März 2020 konnte so ein interessanter Brief des Dichters Gerhart Hauptmann (1862-1946) an den Industriellen und Politiker Walther Rathenau (1867-1922) über sein „Festspiel“ zur Eröffnung der Breslauer Jahrhunderthalle in unseren Besitz übergehen. Ebenfalls gelangte ein Schreiben von Jacob Grimm (1785-1863) an den Politiker und Juristen Andreas Ludwig Jacob Michelsen (1801-1881) über den ersten Vereinigten Landtag in Preußen 1847 in den Bestand der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek. Zwei Briefe vom Schriftsteller und Diplomaten Karl August Varnhagen v. Ense (1785-1858), ein Brief des Dichters Ludwig Tieck (1773-1853) an seinen Verleger über neue Novellen, Alexander v. Humboldts (1769-1859) Anfrage an einen Altphilologen über antike Texte für seinen „Kosmos“ sowie eine Stellungnahme des Philosophen Moritz Schlick (1882-1936) über den „Wiener Kreis“ im Logischen Empirismus konnten erworben werden.
Bei der telefonischen Teilnahme an der Frühjahrsauktion von Bassenge ließen sich insgesamt 19 Objekte erfolgreich für die Staatsbibliothek ersteigern: Geld ist das Thema bei dem Brief von Caroline Richter (1777-1860), der Frau des Dichters Jean Paul (1763-1825), genauer die Tantiemen der Gesamtausgabe der Werke ihres Mannes, der nunmehr in unserem Besitz überging. Um Korrespondenz mit ihren jeweiligen Verlegern handelt es sich bei den Dokumenten von Jean Henri Formey (1711-1797), einem der bedeutendsten Gelehrten im Berlin des 18. Jahrhunderts, und der Schriftstellerin Elisa von der Recke (1756-1833). Die Briefe des Schriftstellers Kurt Hiller (1885-1972) betreffen die Veröffentlichung von Werken des mit ihm befreundeten expressionistischen Dichters Georg Heym (1887-1912), der gerade auf tragische Weise verunglückt war. Tiefe Einblicke in das literarische Leben zwischen 1884 und 1907 gibt die Korrespondenz des Germanisten Erich Schmidt (1853-1913).
Max Borns (1882-1970), Atomphysiker und Nobelpreisträger, Briefe behandeln sein Verhältnis zu seinem Kollegen Max Planck (1858-1947). Alexander von Humboldts Schreiben aus dem Jahre 1844 wendet sich an den Gelehrten Stefan Endlicher (1804-1849), der gerade Mitglied des Ordens Pour le mèrite geworden war. Schließlich konnten Briefe des Forschungsreisenden Georg Schweinfurth (1836-1925) über Pflanzen in Afrika und ein größeres Konvolut von Dokumenten des Technikers und Unternehmers Joseph von Utzschneider (1763-1840) über Messinstrumente und optische Geräte erworben werden. Alle diese interessanten Dokumente, die nun zu uns gelangten, bilden eine äußerst sinnvolle Vervollständigung der bei uns vorhandenen Nachlass-Bestände.
Ein Beitrag von Dr. Ralf Breslau, Handschriftenabteilung, Referat Nachlässe und Autographen
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