Zaun des DP-Lagers auf Zypern und Baracken (Linolschnitt, Ausschnitt)

Be-Gerush Kafrisin (Exil in Zypern) – Album mit 26 Linolschnitten, Zypern, ca. 1948

Die Staatsbibliothek konnte in diesem Jahr ein äußerst seltenes Buch aus einem Lager für jüdische Displaced Persons auf Zypern erwerben und damit ihre Spezialsammlung auf diesem Gebiet erweitern.
Displaced Persons (DPs) nennt man die Personen, die nach der Shoa in Lagern zunächst in Deutschland strandeten. Sie waren durch die auch nach dem Krieg andauernden Verfolgungen in Osteuropa heimatlos geworden. Das ersehnte Ziel dieser Menschen war oft Palästina, das seit 1920 durch Völkerbundmandat von den Briten verwaltet wurde. Die jüdische Einwanderung war durch die Briten streng limitiert und es entwickelte sich in der Folge eine „illegale“ Einwanderungsbewegung (הַעְפָּלָה – ha‘palah), die u.a. Schiffe organisierte, um die DPs doch nach Palästina zu bringen. Diese Schiffe wurden von den Briten abgefangen und ihre Passagiere zwangsweise in Lager auf Zypern gebracht, die von 1946 bis 1949 bestanden.
Das Leben in den Flüchtlingslagern war hart (Wassermangel, unzureichende Wohnverhältnisse …), aber es entwickelte sich trotzdem – wie auch in den Camps in Deutschland – ein reiches kulturelles Leben, das den Menschen ihren Lebensmut zurückgab.
Teil dieser Aktivitäten war das „Rutenberg Seminar“, benannt nach Pinhas Rutenberg (1879-1942), einem russisch-jüdischen Geschäftsmann, Ingenieur und zionistischen Aktivisten. Das Seminar bot auf Zypern ein Kunstprogramm an, unter anderem lehrte dort Naftali Bezem (1924-2018), ein Absolvent der Bezalel Kunstschule in Palästina. Unter seiner Leitung wurde das vorliegende Album hergestellt.
Das Exemplar der Staatsbibliothek enthält eine auf 1948 datierte Widmung an Moshe Brachman (משה ברכמן) von Baruch Rubinstein (ברוך רובינשטיין), dem Leiter des Rutenberg-Seminars.
Im Album befinden sich auch zwei Seiten mit Text als Linolschnitt, die ein Motto für das Werk enthalten:
„Zypern ist eine Station auf dem Leidensweg ins Land Israel (Eretz Israel). Die jüdische Bedeutung dieses Namens ist: Stacheldrahtzäune, Verdammtsein zu Nichtstun und Siechtum. Trotzdem strotzte man in dieser Situation vor Leben. Darüber erzählten die Kameraden in diesem Buch von der Schar Israels in der Verbannung in Zypern.“

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