Die Bilderbuchkünstlerin Lou Scheper-Berkenkamp – Vortrag am 17.11.15 in der Staatsbibliothek

 

„Sie war ihrer Zeit zu weit voraus.“ So könnte das Fazit des Vortrags der Kinderbuchforscherin und -Sammlerin Dr. Barbara Murken über das Schaffen der Bauhaus-Künstlerin Lou Scheper-Berkenkamp als Bilderbuchautorin und -illustratorin lauten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kinderbuch im Gespräch“ hatte die Kinder- und Jugendbuchabteilung am 17.11. in den Simón-Bolivar-Saal geladen. Vor einem fünfzigköpfigen Fachpublikum, Illustratoren, Autoren und Forscher, darunter auch Dr. Dirk Scheper, der jüngste Sohn der Künstlerin, präsentierte Dr. Murken in einem spannenden, kenntnisreichen Vortrag ein facettenreiches Bild dieser vielseitigen Künstlerin. Über viele Jahre war Lou Scheper-Berkenkamp weitgehend in Vergessenheit geratenen, doch seit der Personalausstellung, die vom 31.10.2012 bis zum 14.1.2013 im Bauhaus-Archiv Berlin gezeigt wurde und dank der intensiven Forschungsarbeit von Dr. Barbara Murken findet gegenwärtig eine Wiederentdeckung der Bauhauskünstlerin statt. 

Lou Scheper-Berkenkamp hatte von 1920 bis 1922 am Bauhaus in Weimar studiert und ihre dortige Ausbildung nach der Hochzeit mit ihrem Kommilitonen Hinnerk Scheper aufgegeben. Ihre künstlerischen Aktivitäten führte sie jedoch, soweit es die jeweiligen familiären Umstände zuließen, stets fort. In diesem Zuge entstanden bereits in den frühen 30er Jahren fantasievolle Bildergeschichten, die hinsichtlich ihrer kreativen, farbenfrohen Schriftgestaltung wenig mit dem Funktionalismus des Bauhaus gemein hatten. Lou Scheper-Berkenkamp war ihrer Zeit damit voraus, auch noch 1948, als endlich die ersten dieser Bilderbücher gedruckt werden konnten. Nach vier Titeln sah sich der progressive Leipziger Verlag Wunderlich gezwungen, die Zusammenarbeit wegen des ausbleibenden wirtschaftlichen Erfolgs zu beenden. Lou Scheper war jedoch weiterhin erfolgreich als freischaffende Künstlerin tätig. 1957, nach dem frühen Tod ihres Mannes, kehrte sie zudem zu ihren künstlerischen Wurzeln, der Farbgestaltung im Bereich der Architektur, zurück. Sie übernahm Hinnerk Schepers Aufgaben in der aufstrebenden West-Berliner Architekturszene. Unter anderem zeichnete sie für die ursprüngliche Farbgestaltung der Philharmonie verantwortlich und arbeitete bis zu ihrem Tod 1976 an den Farbkonzepten für die Staatsbibliothek.

Ein weiterer Höhepunkt war die Vorstellung des frisch im Verlag BibSpider erschienenen Titels „Kinder- und Jugendliteratur: Sammeln und erwerben“, den Carola Pohlmann, die Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung, herausgegeben hat. Dieser vielfältige Band wurde durch eine frühere Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Kinderbuch im Gespräch“ angeregt.

Eine kleine Vitrinenausstellung zum Wirken Lou Scheper-Berkenkamps rundete die Veranstaltung ab.

Ein Resümee von Sigrun Putjenter, stellvertretende Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin

 

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