Digitale Lektüretipps 56: Die Tour zum Turm – die Volltextplattform „Torrossa Digital Library“ für geistes- und sozialwissenschaftliche E-Publikationen aus Italien

Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps aus den Fachreferaten der SBB

Schritt für Schritt öffnen die Lesesäle wieder ihre Türen und verstärken die Zugangsmöglichkeiten zu unseren Ressourcen. Gerne versorgen wir Sie aber weiterhin mit unseren digitalen Lektüretipps.

Sie mögen Cappuccino am Morgen und zu späterer Stunde manchmal einen Aperitivo, sagen wir einen Aperol Spritz, Campari oder Negroni? Dann sind Sie vermutlich ebenso hoffnungslos Italien verfallen, dem Bel Paese, dem Stiefel, dem Land, in dem die Zitronen blühen. Und wenn Ihre Liebe zu einer professionellen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Italien geführt hat, wird Sie der heutige Beitrag zur Volltextplattform Torrossa interessieren, in der Sie auf der Suche nach E-Books und E-Journals aus Bella Italia fündig werden.

Der Name Torrossa geht der Legende nach auf den roten Turm zurück, der den historischen Firmensitz, das malerische Anwesen der Firma „Casalini Libri“ in Fiesole in der Nähe von Florenz krönt.

Firmensitz des Bibliotheksdienstleisters „Casalini Libri“ im toskanischen Fiesole, mit freundlicher Genehmigung von Casalini Libri ©

Firmensitz des Bibliotheksdienstleisters „Casalini Libri“ im toskanischen Fiesole, mit freundlicher Genehmigung von Casalini Libri ©

Was ist das für eine Firma und was hat sie mit meiner Recherche nach wissenschaftlicher Literatur aus Italien zu tun? Machen wir doch einmal einen kleinen Spaziergang, eine kleine passeggiata über die florentinischen Hügel und werfen nebenbei einen Blick hinter die Kulissen von wissenschaftlichen Bibliotheken.

Welchen Service leisten Library Supplier für Bibliotheken?

Gedruckte Bücher und Zeitschriften

Casalini Libri ist ein sogenannter „Library Supplier“, ein Dienstleister, der sich auf das Zusammenspiel zwischen Verlagen und wissenschaftlichen Bibliotheken in aller Welt (aktuell über 50 Länder) spezialisiert hat. Gegründet wurde die Firma 1958 von Mario Casalini als Versandbuchhandlung für die italienische Buchproduktion. Über die beeindruckende Logistik informiert ein Firmenvideo.

Rund 400.000 geistes- und sozialwissenschaftliche Bücher aus 4.000 Verlagen, Museen, Stiftungen und Universitätsverlagen werden pro Jahr im Lager der Firma angeliefert, darunter Monografien, Zeitschriften, Konferenzschriften, Faksimiles, vergriffene Publikationen und limitierte Auflagen. Die Bücher werden katalogisiert und mit Schlagworten und bibliothekarischen Klassifikationen versehen.

Wenn Sie sich vorgestellt hatten, man wähle als Spezialist für ein Fachgebiet an einer Bibliothek die zu erwerbenden Neuerscheinungen aus, indem man genüsslich in einer hübschen Buchhandlung von Regal zu Regal schlendert und mal hier-, mal dahinein blättert, muss ich Sie enttäuschen. An dieser Stelle ist der Job doch wesentlich nüchterner: wir wählen meist nur anhand von trockenen Literaturlisten aus, entweder aus Nationalbibliografien oder aus fachlich zugeschnittenen Listen und Datenpaketen, die Library Supplier wie Casalini generieren. Die dann bestellten Bücher können „shelf-ready“ geliefert werden: mit Einbänden versehen (bei Casalini stets die leuchtend roten), auf Wunsch auch mit Signaturschildchen, Besitzstempel der Bibliotheken und Medienetikett für die Ausleihe. Die Literaturangaben werden in die Datenbanken der Bibliotheksverbünde eingespielt und ersparen so den Bibliotheken Katalogisierungsarbeit.

E-Books und E-Journals

Seit etwa 20 Jahren hat Casalini Libri (neben einer Ausweitung auf den Buchmarkt in Spanien, Portugal, Frankreich und Griechenland) auch eine weitere Funktion übernommen: die eines Hosts für die elektronischen Publikationen bedeutender Wissenschaftsverlage aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Spektrum für Teile der Romania.

Die Plattform für diese elektronischen Ressourcen trägt, wie schon erwähnt, den hübschen Namen Torrossa. Schauen wir uns diesen roten Turm doch einmal näher an. Und genau hinschauen muss man auch, denn es ist gar nicht so einfach, diese in vielfältiger Variation sich darstellende Datenbank, die beinahe an ein toskanisches Turmgewirr, etwa an die Geschlechtertürme von San Gimignano erinnert, zu entflechten.

Über die Plattform Torrossa, die als Aggregator ca. 43.000 E-Books und über 1.000 E-Journals aus derzeit 285 geistes- und sozialwissenschaftlichen Verlagen vornehmlich aus Italien und Spanien fungiert, werden im Wesentlichen drei Pakete angeboten:

  • eines für institutionelle Nutzer, die Torrossa Digital Library, bei der wissenschaftliche Bibliotheken ganz nach Bedarf unterschiedliche Inhalte lizenzieren können,
  • eines für Privatnutzende, den Torrossa Online Digital Bookstore, über den einzelne Kapitel, Artikel oder auch ganze E-Books oder Hefte für den Privatgebrauch erworben werden können und
  • eine Open-Access-Datenbank namens TorrossaOpen.

Die Anfänge: Editoria Italiana Online (EIO) und die Nationallizenz

Begonnen hatte das Unterfangen unter dem Namen EIO – Editoria italiana online mit zwei Unterdatenbanken EIO monografie für selbstständig erschienene elektronische Bücher und EIO periodici für elektronische Zeitschriften. Diese Namen wurden bis 2011 verwendet und tauchen manchmal noch in Bibliothekskatalogen oder im Zusammenhang mit sogenannten „Nationallizenzen“ auf. Zwischen 2004 und 2011 förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den Erwerb von abgeschlossenen Datenbanken als Nationallizenz für öffentlich geförderte Hochschulen und Forschungseinrichtungen, damit nicht alle wissenschaftlichen Bibliotheken eigene Lizenzverhandlungen mit den Datenbankanbietern tätigen mussten. Die Nationallizenz EIO / Torrossa Periodici enthält 232 Online-Zeitschriften, die Nationallizenz EIO / Torrossa Monografie beinhaltet 1.519 elektronische Monografien und Kongressberichte bekannter italienischer Wissenschaftsverlage bis zum Erscheinungsjahr 2010 im Volltext.

Es kann für Sie als Wissenschaftler_in mit ständigem Wohnsitz in Deutschland interessant sein, sich für einen kostenlosen Zugriff registrieren zu lassen, falls Sie keinen Zugang zur Datenbank Torrossa Digital Library über eine wissenschaftliche Bibliothek oder ein Universitätsnetz zu Ihrer Verfügung haben. In diesem Fall melden Sie sich hier an und erhalten nach einigen Tagen einen Zugriffscode per E-Mail. Wie gesagt: Sie erhalten dann Zugang auf eine abgeschlossene Version der Datenbank, die Titel lediglich bis zum Erscheinungsjahr 2010 umfasst. Wenn Sie sich einloggen, müssen Sie angeben, dass Sie zu einer „abonnierten Institution“ gehören und erhalten dann den Zugang über den Bibliotheksverbund GBV in Göttingen.

Dies ist aber wirklich nur für den Fall eine Teillösung, wenn Sie keinen Benutzungsausweis einer wissenschaftlichen Bibliothek Ihr Eigen nennen. Wenn Sie Nutzer_in der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) sind, reicht es, wenn Sie sich über den lizenzierten SBB-Zugang anmelden. Sie erhalten dann sämtliche lizenzierten Daten, auch die der Nationallizenz.

Eine Besonderheit: Torrossa als FID-Lizenz

Kurz erwähnen möchte ich eine andere Art der Förderung von Online-Ressourcen für die Wissenschaft durch die DFG, die sogenannten FID-Lizenzen. Fachinformationsdienste (FID), die Nachfolger von Sondersammelgebieten (SSG), sind an wissenschaftlichen Bibliotheken angesiedelte Projekte, die neben der Erwerbung von Literatur weitere Services zur Unterstützung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufbauen, u.a. in den Bereichen Literaturrecherche, Forschungsdatenmanagement und Open-Access-Publizieren. Der FID Romanistik beispielsweise, der an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg angesiedelt ist, hat für registrierte Nutzerinnen und Nutzer, die an einer deutschen Forschungseinrichtung (v.a. romanistische Universitätsinstitute) forschen, eine besondere Torrossa-Lizenz im Angebot, über die Sie sich hier informieren können. Es besteht Zugriff auf 36 E-Journals des Anbieters Casalini mit Bezug zum Fachgebiet Romanistik; teilweise handelt es sich hierbei um die Fortsetzungen der E-Journals aus der Nationallizenz, aber auch eine recht junge Zeitschrift wie Todomodo zum italienischen Schriftsteller Leonardo Sciascia ist hier zugänglich. Für die Nutzung müssen Sie sich als Forschender registrieren.

Die derzeitigen FID-Lizenzen von Torrossa im Überblick (Stand: August 2020):

Digital Library: Die Torrossa-Lizenz der Staatsbibliothek zu Berlin

Schauen wir uns nun die von der Staatsbibliothek zu Berlin lizenzierte Version der Datenbank an, die Ihnen als Nutzenden einen kostenlosen Zugriff auf zahlreiche E-Ressourcen bietet. Wenn Sie einen anderen als den Staatsbibliothek-Ausweis haben, können Sie möglicherweise über den Link https://access.torrossa.com/ mit den Zugangsdaten Ihrer Einrichtung (Shibboleth oder ein Log-In-Code) in die Datenbank gelangen.

Als registrierte/r Nutzer_in der Staatbibliothek zu Berlin kommen Sie über folgenden Link in die  Torrossa Digital Library hinein, entweder über DBIS oder direkt: http://erf.sbb.spk-berlin.de/han/376829060. Sie haben auch Zugriff auf die Datenbank im Remote Access, d.h. von außerhalb der Bibliothek. Mitunter hat die Datenbank einen Schluckauf und Sie müssen, nachdem Sie sich mit Ihrer Bibliotheksausweisnummer und Ihrem Passwort authentifiziert haben, noch einmal auf „Gehören Sie zu einer abonnierten Institution?“ klicken.

Über den Zugang der Staatsbibliothek sind etwa 1.600 Titel aus so renommierten Verlagen wie Olschki, Longo, Firenze University Press, École Française de Rome und CLUEB verfügbar. Hinzukommen ca. 250 E-Journals. Dies entspricht etwa 44.000 Zeitschriftenartikeln, über 4.000 Zeitschriftenheften und 24.000 Buchkapiteln (Stand: August 2020).

Um Ihnen einen Einblick in die elektronischen Zeitschriften zu geben, möchte ich Ihnen hier ein Ensemble klingender Namen in rein subjektiver Auswahl präsentieren:

  • Literaturwissenschaften:
    Letteratura italiana antica : rivista annuale di testi e studi, Humanistica : an International Journal on Early Renaissance Studies, La lingua italiana : storia, struttura, testi : rivista internazionale, Seicento e Settecento : rivista di letteratura italiana, Studi sul Settecento e l’Ottocento : rivista internazionale di italianistica, Studi e problemi di critica testuale, Rassegna europea di letteratura italiana, Critica letteraria, Italianistica : rivista di letteratura italiana, Lettere italiane, Medioevo letterario d’Italia, Rivista di letteratura italiana, Filologia italiana, Dante : rivista internazionale di studi su Dante Alighieri, Studi petrarcheschi, Studi pasoliniani, Rivista italiana di dialettologia, Francofonia, Cultura tedesca, Links : rivista di letteratura e cultura tedesca = Zeitschrift für deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft, Bollettino di studi latini, Appunti romani di filologia, History of Education and Children’s Literature : HECL, Studi slavistici, …
  • Altertumswissenschaft, Archäologie, Orientalistik:
    Ostraka : rivista di antichità, Marmora, Mediterraneo antico, Studi di egittologia e papirologia, Aegyptus : rivista italiana di egittologia e papirologia, Kaskal : rivista di storia, ambiente e culture del vicino oriente antico, Rivista degli studi orientali, Rivista di studi fenici, Geographia antiqua, …
  • Religionswissenschaft, Theologie, Philosophie:
    Rivista di storia e letteratura religiosa, Ricerche di storia sociale e religiosa, Rivista di storia della Chiesa in Italia, Annales theologici, Archivio di filosofia, Acta philosophica, Historia philosophica : International Journal, Studi kantiani, …
  • Kunstwissenschaft, Musik-, Theater- und Filmwissenschaft:
    Ricerche di storia dell’arte, Eidola : International Journal of Ancient Art History,  Musicalia : annuario internazionale di studi musicologici, Cinéma & cie : international film studies journal, La valle dell’Eden : semestrale di cinema e audiovisivi, …
  • Geschichtswissenschaften und Geschichte der Naturwissenschaften:
    Studi storici, Italia contemporanea, Archivio storico italiano, Annali di storia moderna e contemporanea, Storia di Venezia, Rassegna storica toscana, Physis : rivista internazionale di storia della scienza, Bollettino di storia delle scienze matematiche, …
  • Sozialwissenschaften:
    Rassegna di psicologia, Rivista internazionale di scienze sociali , La critica sociologica, Studi di sociologia, Studi sulla questione criminale, Storia delle donne, Rivista di sessuologia, History of Economic Ideas, Il pensiero economico italiano, Il pensiero politico : rivista di storia delle idee politiche e sociali, Rassegna di pedagogia = Pädagogische Umschau; Giornale di storia costituzionale, Jus : rivista di scienze giuridiche, …

Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – da war meine subjektive Auswahl nicht zufällig so umfangreich – mit 26% der über den Staatsbibliothek-Account zugänglichen E-Books und E-Journals tatsächlich den höchsten Anteil. Es folgen die Sozialwissenschaften mit 22%, die Geschichts­wissenschaft mit 17% sowie die Religionswissenschaft mit 13%. Naturwissenschaft und Technik bzw. deren Geschichte sind mit 10%, Kunstwissenschaft mit 7% und fächerübergreifende Titel mit 5% vertreten.

Torrossa Fächerverteilung an der SBB | SBB-PK CC BY-NC-SA 3.0

Torrossa Fächerverteilung an der SBB | SBB-PK CC BY-NC-SA 3.0

 

Alle lizenzierten Titel, die über die Staatsbibliothek in Torrossa zugänglich sind, sind auch im StaBiKat verzeichnet; die E-Journals zusätzlich in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) und in der Elektronischen Zeitschriften­biblio­thek (EZB).

Recherchetipps für Torrossa

Torrossa ist eine Volltextdatenbank, das bedeutet: Wenn Sie sich in die Datenbank einloggen und Ihr Suchwort eingeben, recherchieren Sie in den Volltexten sämtlicher Aufsätze und Buchkapitel. Dies kann ein Vorteil und ein Nachteil sein. Einerseits kommen Sie durch diese Wort-für-Wort-Durchsuchbarkeit auf Texte, die Sie sonst vermutlich nicht finden würden. Andererseits sind es mitunter so viele Treffer, dass man sich manchmal etwas erschlagen fühlen kann.

Geben Sie zum Beispiel „Firenze“ in den einzeiligen Suchschlitz ein, erhalten Sie beim Zugang der Staatsbibliothek über 33.000 Treffer, da nicht nur in den Titel von Büchern oder Aufsätzen nach diesem Suchwort gesucht wird, sondern auch in den Volltexten einzelner Aufsätze und Buchkapitel.

Auf diese große Treffermenge können Sie nun vielfältige Filter anwenden, z.B. nach Sprache, nach Erscheinungsjahren, nach Autoren und Verlagen, aber auch (zumindest für einen Teil der Titel) nach fachlicher Zugehörigkeit und nach Erscheinungsland. Außerdem können die Titel nach „Relevanz“, alphabetisch nach Titel oder nach Erscheinungsjahr sortiert werden. Bei der Sortierung nach Relevanz erscheinen z.B. diejenigen E-Books oder Buchkapitel, die „Firenze“ im Titel tragen, ganz oben in der Trefferliste.

Alternativ haben Sie in der Ricerca avanzata / Erweiterten Suche die Möglichkeit, Ihre Suchanfrage spezifischer zu formulieren, indem Sie z.B. festlegen, ob Ihr Suchwort „Firenze“ lediglich im Titel einer Publikation auftauchen soll. Damit klammern Sie alle Bücher, die Florenz als Verlagsort haben, aus der großen Treffermenge bereits aus. Außerdem kann es helfen, das Wissenschaftsfach festzulegen: dazu haken Sie in einer der angebotenen Klassifikationen (der Klassifikation der Library of Congress (LC) oder der Dewey-Dezimalklassifikation) den gewünschten Fachbereich an.

Diese beiden Klassifikationen stehen Ihnen auch in einer gesonderten thematischen Suchmaske (Naviga per materia / Nach Thema suchen) zur Verfügung. Dies eignet sich insbesondere, wenn Sie sich erst einmal einen Überblick über die Angebote der Datenbank zu Ihrem Fachgebiet verschaffen wollen. Suchen Sie z.B. Literatur zur Geschichte Italiens, öffnen Sie bei der Dewey-Dezimalklassifikation im Feld „Geschichte, Geographie und Biographie“ mit dem Pluszeichen ein Untermenü. Hier wählen Sie „Allgemeine Geschichte Europas“ und öffnen die nächste Klassifikationsstufe mit einem weiteren Pluszeichen, bis Sie zu „Geschichte der italienischen Halbinsel und benachbarter Inseln“ gelangen und hier 645 Treffer aufrufen können. Bei der LC-Klassifikation wäre der Pfad: World History → Italy (History) (135 Treffer). Am besten gehen Sie also beide Wege, um eine vollständige sachliche Suche durchzuführen.

Die meisten Texte sind dann für Sie kostenlos herunterladbar. Für jeden Titel wurden von den Verlagen, die ihre E-Books und E-Journals in Torrossa einspeisen, die Rechte im sogenannten „Digital Rights Management“ (DRM) festgelegt: die meisten Titel kann man problemlos herunterladen, manche Anbieter erlauben aber nur die Online-Lektüre oder eine zeitliche Beschränkung der Nutzung. Um diese Rechte in der Software verankern zu können, sind die Volltexte ausschließlich mit dem Acrobat Reader herunterladbar. Nicht verwirren lassen sollten Sie sich von der Angabe „disponible in parti / verfügbar in Teilen“ bei Sammelbänden. Dies bedeutet nicht, dass nur manche Aufsätze verfügbar sind und andere nicht, sondern dass Sie die Aufsätze nur einzeln herunterladen können und nicht das Recht haben, den gesamten Sammelband auf einmal downzuloaden. Oder zu downloaden. Wie auch immer.

Sie haben auch die Möglichkeit, sich nach dem Einloggen in den Staatsbibliothekszugang einen persönlichen Account anzulegen, um z.B. öfter benötigte Titel in Ihrem „Workspace“ abzuspeichern. Dazu klicken Sie auf „Log in / Registrazione“ oder, wenn Sie die Sprache der Datenbank-Oberfläche (oben rechts im Menü) auf Deutsch umgestellt haben, auf „Einloggen / Registrieren Sie sich“. Hier geben Sie Ihren Namen und eine E-Mail-Adresse an und bestätigen die Benutzungsbedingungen. Wenn Sie nun noch einmal „Firenze“ als Suchwort abfragen, erhalten Sie statt der 33.000 Treffer plötzlich über 165.000 Treffer. Sie sind nun nämlich mit der Gesamtdatenbank verbunden, in der auch Titel angezeigt werden, die die Staatsbibliothek nicht lizenziert hat und die für Sie daher nicht kostenlos zugänglich sind. Hier wird Ihnen Ihr Suchwort im Kontext angezeigt, wodurch Sie besser überprüfen können, ob der Titel für Sie relevant ist. Sie können diese interessanten Titel nun z.B. in Ihre Literaturliste aufnehmen. Über „Cite“ können Sie die bibliografischen Angaben des Titels in das Format verschiedener Literaturverwaltungsprogramme exportieren (Zotero, Mendeley, Endnote, RefWorks). Um einen Titel in Ihren „Workspace“ aufzunehmen, vergeben Sie nach dem Klick auf „Workspace“ am besten zunächst einen Kurztitel für Ihre Literaturliste (z.B. Florenz-Literatur) und können dann mit einem Klick auf das Pluszeichen Ihren Titel in diese Liste aufnehmen. Sie können auch verschiedene Listen erschaffen und wählen dann beim nächsten zu ergänzenden Titel die entsprechende Liste aus.

Titel, die nicht über die Staatsbibliothek lizenziert sind, können lediglich mit ihren bibliografischen Angaben exportiert werden. Eine Möglichkeit, sie als Privatperson käuflich zu erwerben, wird bei dem hier beschriebenen Zugang (Einloggen in den SBB-Account, anschließendes Einloggen mit den persönlichen Zugangsdaten) nicht angeboten. Hierzu müssen Sie einen anderen Weg wählen: den Torrossa Online Bookstore.

Der Torrossa Online Digital Bookstore

Casalini Libri bietet mit dem Torrossa Online Digital Bookstore eine Datenbankversion an, die sich an Privatpersonen wendet. Dies können Personen sein, die keinen Zugang auf die von einer Bibliothek lizenzierte (und damit für Sie als Nutzer_in kostenlose) Version der Torrossa-Datenbank haben oder die aus anderen Gründen Titel auf eigene Kosten käuflich erwerben möchten.

Es sei an dieser Stelle daran erinnert: Wenn Sie einen Titel im Bestand der Staatsbibliothek vermissen, haben Sie ja auch immer die Möglichkeit, uns einen Anschaffungsvorschlag zu schicken. Sofern der Titel in unser Erwerbungsprofil passt und wir noch über ausreichend Etat verfügen, beschaffen wir den Titel gern für Sie, allerdings nimmt dies ein paar Tage in Anspruch. Sollten Sie einen Titel subito ed adesso, d.h. auf der Stelle, benötigen, dann könnten Sie ihn für sich persönlich im Torrossa Bookstore erwerben.

Sie erreichen den Bookstore über den Link mit dem kommerziellen Domainkürzel „.com“: https://www.torrossa.com/. Sie können in dieser Datenbank auch ohne Registrierung recherchieren; eine Registrierung ist nur notwendig, um Titel zu erwerben und Zusatzfunktionen wir den Workspace zu nutzen. Wenn wir hier unser „Firenze“ als Suchwort eingeben, erhalten wir wieder knapp 165.000 Treffer. Ganz auffällig ist bereits, dass nun schon in der Überblicksliste der Treffer die Preise für den Kauf von E-Books, Buchkapiteln oder Aufsätzen genannt werden. Einzelne Buchkapitel oder Aufsätze liegen oft um die 10 Euro. Die Preise für E-Books variieren je nach Verlag und Umfang stark. Wenige Titel liegen im einstelligen Euro-Bereich, viele zwischen 10 und 50 Euro, manche auch deutlich darüber. Der renommierte Verlag Olschki verlangt ab 20 Euro aufwärts, gestattet dann aber nur das Herunterladen, nicht aber das Ausdrucken. Spitzenreiter beim Suchwort Firenze ist ein über 400 umfassender rechtswissenschaftlicher Titel des Verlages Erma Bretschneider für 152 Euro, bei dem immerhin das Drucken erlaubt ist. Für den Erwerb von Titeln müssen Sie sich registrieren, erhalten dann eine E-Mail und können sich beim „Accesso Personale“ mit Ihrer Mailadresse und Ihrem Passwort in den „Digital Bookstore“ einloggen. Als Zahlungsmöglichkeiten werden PayPal oder Kreditkarte angeboten.

Einige der Titel im Torrossa Online Digital Bookshop sind kostenlos. Dies sind zum einen Beiträge mit einer Seitenzahl von maximal vier Seiten, zum anderen genuine Open-Access-Titel. Für diese Titel gibt es auch wiederum ein eigenes Datenbankpaket.

Die Open-Access-Datenbank TorrossaOpen

Die letzte hier vorgestellte Variante der Plattform Torrossa ist dem Open Access verpflichtet: über den Link https://oa.torrossa.com/ kommen Sie in TorrossaOpen hinein und haben freien Zugriff auf gut 850 E-Books und fast 90 E-Journals, die meisten aus dem Universitätsverlag der Universität Florenz, gefolgt von demjenigen der Universität Salamanca. Insgesamt können mehr als 7.000 Artikel bzw. fast 4.000 Buchkapitel kostenfrei heruntergeladen werden. Die Webseite verspricht auch, dass Wissenschaftler_innen über die Plattform ihre Arbeiten einem internationalen Publikum bekannt machen können – ob dies aber indirekt über die Sammelwerke und Zeitschriften gemeint ist oder als Repositorium für freie wissenschaftliche Publikationen, wird nicht erläutert.

Das könnte ich sicher einmal bei einem caffè im historischen Gebäude der Firma Casalini erfragen, wenn mich mein Weg hoffentlich bald wieder nach Italien führt. Eine kleine Tour könnte ich dorthin unternehmen – originell ist doch, dass la torre vom Lateinischen turris (f) kommt, genauso wie französisch la tour. Es heißt also La torre rossa, ebenso wie La tour Eiffel, der Eiffelturm. Hingegen lautet es auf Französisch Le tour de France, die Tour de France, das vom Lateinischen tornare (drechseln) über das Altfranzösische tor, torn (Wendung, Drehung, Rundgang…) zu uns gekommen ist. Da kann einem schon schwindlig werden. Aber von dem soliden roten Turm aus hat man sicher den Überblick – und Sie jetzt auch.

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