10+1 im Lesesaal, diesmal: Mamma Mia

Pippi Langstrumpf. Oliver Twist. Momo. Jim Knopf. Mowgli. Harry Potter. Heidi. Timm Thaler. Tom Sawyer. Sein Freund Huckleberry Finn. Violet, Klaus und Sunny Baudelaire.

Fällt Ihnen etwas auf? Hm? Richtig! Alles berühmte Kinderbuchhelden – und alle sind mutterlos.

In der Kinderliteratur wimmelt es von Waisenkindern, denn eine mutterlose Existenz gestattet eine unbehütete Ausgangslage, die eine Vielzahl von Erfahrungen, Niederlagen und Abenteuern ermöglicht.

Klassische Kinderbuchmütter indes kochen, decken den Tisch und räumen ihn wieder ab, küssen die Stirn, lesen vor, mahnen und schelten mit Bedacht, und stehen damit für Fürsorge, Schutz und Geborgenheit des Kindes. Findet sich am Anfang der Geschichte eine umarmende, backende, tröstende und pflasterklebende Mutter, weiß auch der Leser sich in guter Obhut. Mütter haben diese Wirkung.

Tja, unsere nicht.

Ab dem 1. Mai 2024 stehen zehn nonkonforme Kinder- und Jugendbücher und ein Werk der Forschungsliteratur im Handschriftenlesesaal für Sie bereit – zum Blättern, Staunen, Studieren, Vergleichen und Teilen.

Entdecken Sie uns!*


Jaaaa, jene, die hier morgens in der Küche steht, ist eine Mutter.
Egal, wer sie zu sein scheint.

Isol: Wie siehst du denn aus? Aufbau / Signatur: 53 BA 8563


Denn die Wahrheit ist: Mütter haben Damenbärte. Mütter kleckern. Mütter tun peinliche Dinge.

Gabriela Burin: Así es mi mamá. Fondo de Cultura Económica de Argentina / Signatur: 53 BA 17312


Klar kann sich eine Mutter mal im Tonfall vergreifen.
Hauptsache, sie weiß den Schaden wieder zu flicken.

Jutta Bauer: Schreimutter. Beltz & Gelberg / Signatur: 53 BA 3058


Aber egal wie eine Mutter sich äußert oder was sie tut (oder auch nicht), als Kind war sie IMMER brav!

Valérie Larrondo und Claudine Desmarteau: Als Mama noch ein braves Mädchen war. Bajazzo-Verlag / Signatur: 53 BA 5407


Und weil eine Mutter häufig ein Konglomerat an Fehlleistungen ist, mag man sie nicht.
So.
Basta.

Komako Sakai: Mama, ich mag dich … Moritz-Verlag / Signatur: 53 BB 5179


The Stepford Wives in einer (nicht weniger gruseligen) Kinderbuchversion.
Statt der Hausfrau wird die Mutter optimiert.

Sabine Ludwig: Die schrecklichsten Mütter der Welt. Dressler / Signatur: 53 MA 21002


Und zu optimieren gäbe es an Frau Bartolottis Mutterqualitäten etliches!
Finden das zugesandte Kind und der kinderlose Ausgehfreund.

Christine Nöstlinger und Frantz Wittkamp: Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse. Süddeutsche Zeitung / Signatur: 53 MA 27513


Manchmal bedeutet Mutterliebe auch ein scharfes Messer, um Zehen und Hacken abzuschneiden.

Brüder Grimm und Erika Klein: Aschenputtel. Ein Märchen. Beltz ; Der Kinderbuchverlag / Signatur: 53 BB 7177


Nicht nur kein Kuss, sondern eine mächtige Ohrfeige für Mütter ist dieser Klassiker von Tomi Ungerer.
Pah!
Schon mal was von Mom-Shaming gehört, Tomi?

Tomi Ungerer: Kein Kuss für Mutter. Diogenes-Verlag / Signatur: B III c, 6461


Eigentlich kann es nie übertrieben viel Liebe und Haare geben.
Außer – beides stört beim Lesen.

Kitty Crowther: Medusenkind. Aladin / Signatur: 53 BB 11604


Sie spielen eine wichtige Rolle im Kinderbuch, sind aber kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – die literarischen Mütter.
Die Aufsatzsammlung versucht, diese Lücke zu schmälern.

Lisa Rowe Fraustino und Karen Coats: Mothers in children’s and young adult literature. From the eighteenth century to postfeminism. University Press of Mississippi / Signatur: KJ LS Cd 3355


*Einen kostenfreien Bibliotheksausweis zur Nutzung unserer Lesesäle erhalten Sie unter: https://staatsbibliothek-berlin.de/service/anmeldung

 

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