10+1 im Lesesaal, diesmal: Von Rotkappen und Isegrimen

Jahrhundertelang übertölpelte der Wolf das Rotkäppchen und seine Großmutter und fraß sie. Das ist altgedient und altbacken.

Doch damit ist jetzt Schluss, denn dieses 10+1 stemmt sich verbissen gegen das herkömmliche Narrativ, konterkariert das Normative und leitet erbarmungslos einen Paradigmenwechsel ein, der signifikant zu werden droht.
Es ist Zeit für innovatives Storytelling und eine final diskutierte Wolf-Ladies-Balance!

Ab dem 2. Mai 2023 stehen zehn themenbezogene Kinder- und Jugendbücher und ein Werk der Sekundärliteratur im Handschriftenlesesaal für Sie bereit – zum Blättern, Staunen, Studieren, Vergleichen und Teilen.

Entdecken Sie uns!*


Nie, nie, nie sollte man im Walde mit Fremden mitgehen!
Auch nicht, wenn man ganz dringlich ein kleines Kaninchen braucht, weil man das mitgenommene schon aufgefressen hat.

Amélie Fléchais: Rotwölfchen. Toonfish / Signatur: 53 BB 10814


Hier bringt ein possierliches Häschen Rotkäppchen an den äußersten Rand der Knautschzone.
Das nervige Rudel Wölfe allerdings auch.

Sanna Borell: Sagan. Opal / Signatur: 53 BA 16489


Nun, ganz traditionell verschwindet das Rotkäppchen im Inneren des Wolfes.
Der Wolf selbst ist indes nicht mehr inwendig.

Bethan Woollvin: Little Red. Two Hoots / Signatur: 53 BB 9188


Immer geht es nur um das Rotkäppchen!
Niemand denkt an die arme Großmutter, die sich bei jedem Klopfen angstvoll fragen muss: „Wer ist das?“

Wie hilfreich, wenn sich die Kleine die Tür selbst aufsperren kann!

Benoît Jacques: La nuit du visiteur. Jacques / Signatur: 53 BA 1300


Doch auch das Rotkäppchen gilt es zu fürchten, besonders wenn das Kind bereits den Präsentkorb leer aß, den Wolf als Wegzehrung verspeiste und nun hungrig vor dem großmütterlichen Bett steht.

Elise Fagerli: Ulvehunger. Cappelen / Signatur: 3/45 BA 74


Gefangen zu werden – sehr schlimm!
Als Abendbrot angedacht zu sein – ganz übel!
Mundgeruch ertragen zu sollen – unannehmbar!

Marjolaine Leray: Un petit chaperon rouge. Actes Sud junior / Signatur: 53 BA 12198


Was ist wohl erquicklicher: Gefressen zu werden oder den halben Sonntag neben dem Wolf mit Tanzschulmanieren alte Fotoalben anzusehen zu müssen?
Die Antwort: Happs.

Sebastian Meschenmoser: Rotkäppchen hat keine Lust. Thienemann / Signatur: 53 BB 9144


Was spielen Wölfe eigentlich, bis die drei kleinen Schweinchen servierfähig sind?
Richtig – Rotkäppchen!

Françoise Rogier: C’est pour mieux te manger! / Signatur: 53 BA 11030


Über die Gründe sich zu verkleiden, haben wir schon im Februar-10+1 sinniert.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Eine gute Verkleidung kann zum Erfolg führen.
Kann. Muss aber nicht.

Mario Ramos: Der Wolf im Nachthemd. Moritz Verlag / Signatur: 53 BB 7529


Nur weil man mit einem Korb in den Wald geht und auf ein Raubtier trifft, ist man noch lange kein Rotkäppchen!
Immerhin ist nur der Schal rot. Und der Wolf ist ein Eisbär.

Alessandro Lecis und Linda Wolfsguber: Ich bin nicht das Rotkäppchen. Gerstenberg / Signatur: 53 BB 10689


Dass Rotkäppchen aus Berlin kommen soll, mag erstaunen, gilt das Mädchen wegen seiner Tracht doch als Hessin. Wer sich nicht auf die Ansicht Fontanes: „Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner“ verlassen will, kann in diesem opulent gestalteten Ausstellungskatalog auf Spurensuche gehen.

Carola Pohlmann [Hrsg.]: Rotkäppchen kommt aus Berlin! 200 Jahre „Kinder- und Hausmärchen“ in Berlin. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Signatur: A I, 1750

(Zur Vertiefung des Gelesenen sei der Ausstellungsführer zum Mitmachen empfohlen.)

Rotkäppchen kommt aus Berlin! Ein Ausstellungsführer für Kinder zum Mitmachen. 200 Jahre „Kinder- und Hausmärchen“ in Berlin. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Signatur: 53 MA 23983


* Lesesaal für Kinder- und Jugendliteratur: http://sbb.berlin/g3wdtm

Einen kostenfreien Bibliotheksausweis zur Nutzung unserer Lesesäle erhalten Sie unter https://staatsbibliothek-berlin.de/service/anmeldung

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