Ein vierblättriges Kleeblatt: unsere DFG-unterstützten Fachinformationsdienste

„Für Forschung und Kultur“! – Stehen Bach und Luther, deren Handschriften und Drucke wir im Dezember öffentlich präsentierten, mehr für die kulturelle Breitenarbeit, so dienen unsere neuen Fachinformationsdienste der anderen Seite unserer Staatsbibliotheksmedaille, nämlich der wissenschaftlichen Spitzenforschung. Es gilt, einen Kompletterfolg der Staatsbibliothek zu verzeichnen – denn zu den drei neuen Fachinformationsdiensten (FID) für Slawistik, Kartographie und Geobasisdaten und CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien gesellt sich ja der bereits vor zwei Jahren bewilligte FID Internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung und beschert uns ein vierblättriges Kleeblatt aus erfolgreichen FID-Anträgen. Betrachten wir die vier Fachinformationsdienste genauer!

 

Slawistik

Seit Januar 2016 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Auf- und Ausbau des Fachinformationsdienstes für die Slawistik (FID Slawistik) in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Ziel ist es, die Abstimmung und Kooperation mit den Slawistinnen und Slawisten zu intensivieren und deren Bedürfnisse für die Weiterentwicklung der Forschung in Deutschland auf eine dauerhaft verfügbare informationstechnische Basis zu stellen, die den Anforderungen einer zeitgemäßen Infrastruktur und Präsentation gerecht wird. Grundlagen dafür sollen die Weiterentwicklung der Sammlungen in der Staatsbibliothek zu Berlin, eine Vernetzung der in der SBB PK vorhandenen Sammlungen mit externen Informationsquellen über ein weiterentwickeltes Slavistik-Portal, der Ausbau der fachrelevanten bibliographischen Basis sowie des direkten Zugangs zu in- und ausländischen elektronischen Volltextangeboten mit einheitlicher Indexierung sein. Der FID Slawistik stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Sondersammelgebietes Slawistik dar.
Zu den Kernaufgaben gehört u.a. die Konsolidierung des Erwerbungsprofils für konventionelle und elektronische Veröffentlichungen zur Slawistik. Eine hohe Priorität wird der langfristig gesicherten Vorhaltung der Quellen an einem Ort beigemessen. Eine wachsende Rolle spielen elektronische Ressourcen, wie Datenbanken, E-Journals, E-Books und Digitalisate, die u.a. in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Lizenzierung elektronischer Ressourcen überregional zugänglich gemacht werden.
Das Slavistik-Portal soll als zentrale Stelle für bibliographische und digitale Informationen zur Slawistik ausgebaut und auf responsives Webdesign umgestellt werden. Auf Wunsch der Fachcommunity wird der Aufbau eines Dienstes DoD-Slawistik zur Digitalisierung fachbezogener Quellenliteratur aus urheberrechtsfreien deutschen Bibliotheksbeständen begonnen. Der Zusammenarbeit mit Fachinstituten in den slawischsprachigen Ländern wird wachsende Bedeutung beigemessen. Entsprechend hoch werden die Einbindung von Informationsangeboten der Slawistik-Institute in den slawischsprachigen Ländern und die Kooperation mit relevanten Institutionen in Westeuropa und Übersee bewertet.
Der Ausbau des FID Slawistik wird von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet.
Typische gedruckte Bücher, die im Rahmen des FID erworben werden, sind z.B.

  • Dolnoserbska romantika [Niedersorbische Romantik] / zestajał Fryco Libo. – 1. nakł. – Budyšin : Ludowe Nakł. Domowina, 2014. – 63 S. ; 20 cm (Serbska poezija ; 60). – Signatur: 3 A 215656
  • Parikova, N. B.: Proischoždenie i sostojanie umerennogo jakanʹja v tulʹskoj gruppe južnovelikorusskich govorov k seredine XX veka [Ursprung und Form der gemäßigten Jakan‘e in der Tulaer Gruppe der südgroßrussischen Mundarten in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Jakan‘e ist eine Form der Vokalreduktion] / N. B. Parikova. Sost., podgot. teksta i kommentarii: D. A. Romanov, N. A. Krasovskaja. – Tula : Tulʹskij Poligrafist, 2008. – 201 S. : Ill., Kt. ; 21 cm. + 4 Kt.-Beil. – Signatur: 3 A 201075

 

Kartographie und Geobasisdaten

Der Fachinformationsdienst Kartographie und Geobasisdaten richtet sich an Kartographinnen und Kartographen wie auch an Geoinformatikerinnen und Geoinformatiker, die topographisches und thematisches Kartenmaterial für ihre Forschungsarbeiten benötigen, versorgt sie mit vornehmlich open access verfügbarer Spezialliteratur, und bietet für eigene Veröffentlichungen ein Fachrepositorium an. Durch eine gezielte Erwerbung oft schwer zugänglicher Karten und Fachpublikationen in analoger und/oder digitaler Form, der verzerrungsfreien Digitalisierung von Karten, die auf einem Server zum Herunterladen zur Verfügung gestellt werden, dem Ausbau der etablierten Spezialverzeichnisse und der strukturierten Hilfe bei der Beschaffung von Geobasisdaten wird der Fachcommunity ein umfassender Service angeboten. Durch die Einrichtung eines Fachbeirates wird die bereits bestehende enge Verknüpfung mit der Fachcommunity intensiviert und es werden mittelfristige Perspektiven für die weitere Entwicklung des Fachinformationsdienstes bestimmt, die sich an der Neuausrichtung der Kartographie orientieren werden. Somit umfasst das fachliche Spektrum der Literatur- und Kartenversorgung für den Spitzenbedarf insbesondere auch Geoinformatik, GIS und Visualisierung. Kartographische Materialien und die Fachliteratur werden neben der Verzeichnung in den üblichen Nachweisinstrumenten auch in Spezialbibliographien erfasst, deren Suchhilfen eine schnelle Recherche ermöglichen.
Der Fachinformationsdienst basiert auf den ehemaligen Sondersammelgebieten Kartographisches Schrifttum und Topographische Karten sowie dem umfangreichen Bestand der Kartenabteilung von nahezu 1,2 Millionen Karten, 34.000 Atlanten und 36.500 Bänden Fachliteratur. Durch den Aufbau des Fachrepositoriums wird die bisherige Bibliographia Cartographica zu einem modernen Recherche- und Speichermedium weite entwickelt und die in der Datenbank Topoliste zusammengestellten topographischen Kartenwerke werden um für die Forschung relevante oder weiterführende Informationen angereichert. Der neu einzurichtende Service der Beschaffung von Geobasisdaten entlegener Gebiete fußt dabei auf den stabilen Kontakten zum hochspezialisierten Kartenhandel, wodurch der Fachinformationsdienst zu einer zentralen Anlaufstelle für die Fachcommunity reifen wird.

 

CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien

Ziel des für drei Jahre bewilligten Projekts CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien ist – in engem Austausch mit der Fachgemeinschaft – den Ausbau und den vertrauenswürdigen und verlässlichen Betrieb eines am wissenschaftlichen Spitzenbedarf orientierten fachspezifischen Informationsservices für die deutschen Asienwissenschaften sicherzustellen. Über die regionalspezifische Versorgung hinaus, soll eine disziplinenübergreifende Informationsinfrastruktur zu und über Asien etabliert werden, die eine Vorreiterrolle übernimmt und wichtige Impulse bei der Entwicklung, Lizenzierung und Bereitstellung von Werkzeugen für digitale Quellen gibt. Die bestehenden Sammlungen der beteiligten Projektpartner in Berlin und Heidelberg – u.a. hervorgegangen aus den zuvor von beiden Einrichtungen betreuten Sondersammelgebieten für die Bereiche Ost- und Südostasien und Südasien – sowie die in den letzten Jahren entwickelten und betriebenen Angebote sind hierfür der ideale Ausgangspunkt. Von dem Angebot des FID sollen insbesondere die inter- und transdisziplinär sowie regional und transregional ausgerichtete universitäre und außeruniversitäre Wissenschaft, Forschung und forschungsnahe Lehre profitieren.
Zielgruppe des Serviceangebots sind ausdrücklich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen, die sich in der einen oder anderen Form mit der Region Asien beschäftigen. So werden u.a. die bislang im SSG-System bestehenden fachlichen Abgrenzungen mit dem FID neu geregelt. Verschiedene Kooperationen sind geplant: Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) wird es ermöglichen, den Bereich Wirtschaft für die Ostasien- und Südostasienwissenschaften in den CrossAsia-Service zu integrieren. Für die Bereiche Technik und Naturwissenschaften wird es eine Kooperation mit der TIB in Hannover im Bereich Metadaten geben.

Inhaltlich wird sich die Arbeit des FID auf die folgenden Felder konzentrieren:

Profilierter Bestandsaufbau
Der zukünftige Bestandsaufbau (gedruckt und elektronisch) ist abgestimmt auf inter- und transdisziplinäre sowie transregionale Fragestellungen in Bezug auf Asien. Prinzipiell wird ein elektronisches Dokument gegenüber einem gedruckten bevorzugt erworben werden und im Online-Zugriff angeboten. Die Sammlungen in Berlin und Heidelberg bilden die Grundlage für alle weiteren (Forschungs-)Services (inkl. Digitalisierung) im Bereich von CrossAsia und damit für alle sich daraus ableitenden Angebote.

Elektronisches Publizieren im Open Access – CrossAsia-E-Publishing
Ziel ist es, basierend auf den Erfahrungen und der technischen Infrastruktur der UB Heidelberg, CrossAsia um eine Plattform zum elektronischen Publizieren im Bereich Open Access zu erweitern. Dies umfasst u.a. auch die Transformation bislang gedruckter Zeitschriften bzw. fortlaufender Sammelwerke in elektronische Open Access Zeitschriften sowie die Veröffentlichung von E-Books.

Optimierung der Informationsservices
Die CrossAsia-Suche soll kontinuierlich um neue Suchräume erweitert werden. Gleichzeitig ist es erforderlich, den Bereich der Suchmöglichkeiten und die Qualität Ergebnisanzeige weiter zu optimieren. Neu hinzukommen wird ein Modul mit dessen Hilfe Nutzerinnen und Nutzer den Bestandsaufbau selbst steuern können (PDA – Patron Driven Acquisition).

Aufbau einer Infrastruktur für Meta- und Volltextdaten
Im SSG-Kontext wurden für CrossAsia bereits Volltextdatenbanken lizenziert, für die die Staatsbibliothek in großem Umfang sowohl Metadaten als auch (teilweise) Volltext-Hostingrechte eingeräumt bekommen hat. Während sich CrossAsia bislang auf Endnutzer bezogene direkte Dienstleistungen (Blauer Leihverkehr, Suche, Zugriff auf Datenbankinhalte, Kommunikation usw.) konzentriert hat, ist es jetzt das Ziel, eine Basisinfrastruktur, die die Verwaltung von Meta- und Volltextdaten für Mehrwertdienste ermöglicht, exemplarisch auch für andere zukünftige FID zu konzipieren, zu entwickeln und zu betreiben.

 

Internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung

Der Fachinformationsdienst für internationale und interdisziplinäre Rechtsforschung (FID Recht) löst das Sondersammelgebiet Recht ab. Im nationalen System der Fachinformationsdienste für die Wissenschaft hat er die Funktion, die juristischen Forschungsaktivitäten an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen in Deutschland mit nachfrageorientierten Informationsdienstleistungen zu unterstützen. Zu seinen zentralen Aufgaben gehört eine strikt nachfrageorientierte Ausrichtung des Bestandsaufbaus auf den aktuellen Literaturbedarf der Forschenden. Der FID Recht hat die folgenden drei strategische Profilierungsbereiche identifiziert: Informationsversorgung, Forschungsunterstützung und Retrodigitalisierung. Diese Handlungsfelder werden in der ersten Projektphase (2014–2017) mit einem Bündel von modularen Serviceangeboten adressiert, die sämtlich über die Virtuelle Fachbibliothek Recht zu erreichen sind.
Die Erwerbungsaktivitäten werden auf hochspezialisierte rechtswissenschaftliche Publikationen zu internationalen und interdisziplinären Forschungsthemen unter Bevorzugung von Veröffentlichungen in deutscher bzw. englischer Sprache fokussiert. Prioritär berücksichtigt werden Neuerscheinungen aus dem Kanon der juristischen Grundlagenfächer, zu einzelnen Rechtsgebieten mit internationalem Bezug, zu nationalen Rechtsfragen mit Bezügen zu internationalem Recht und Europarecht sowie zu interdisziplinären Grenzbereichen der Rechtswissenschaft.
Die Virtuelle Fachbibliothek Recht (www.vifa-recht.de) ist die zentrale Serviceplattform des FID Recht. Sie bietet u.a. materialspezifische Rechercheinstrumente sowie mit dem International Discovery Service die erste disziplinäre Suchmaschine für rechtswissenschaftliche Forschungsliteratur. Diese Suchmaschine ermöglicht die Recherche in den gedruckten Literaturbeständen der Staatsbibliothek zu Berlin sowie den digitalen Inhalten einer Vielzahl von Datenbanken, elektronischen Zeitschriften und Volltext-Repositorien.
Den rechtswissenschaftlichen Professuren an deutschen Universitäten und Hochschulen wird exklusiv ein zugangsbeschränkter personalisierter Direktlieferdienst von Buchbeständen der Staatsbibliothek zu Berlin geschaffen. Zur Unterstützung juristischer Forschungsvorhaben werden über diesen Dienst Titel aus allen Wissensgebieten zur Verfügung gestellt, so sie den Forschenden nicht vor Ort zugänglich sind. Perspektivisch soll das entstehende Servicenetzwerk zu einem nachfrageorientierten überregionalen Lizenzraum für elektronische Fachinformationsressourcen ausgebaut werden.
Als Serviceangebot zur kostenfreien On-Demand-Digitalisierung von gemeinfreien Texten aus dem Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin unterstützt <intR>²DoD die Anbahnung und Durchführung rechtshistorischer Forschungsprojekte. Dieser Service kann von dem wissenschaftlichen Personal universitärer wie außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Deutschland abgerufen werden. In Übereinstimmung mit der Open-Access-Politik der DFG werden alle im Rahmen von <intR>²DoD erzeugten Digitalisate über das Portal Digitalisierte Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin frei zugänglich gemacht.
Als erstes juristisches Fachrepositorium in Deutschland schafft <intR>²Dok dem wissenschaftlichen Personal universitärer sowie außeruniversitärer Forschungseinrichtungen eine Plattform zur Open-Access-Veröffentlichung qualitätsgesicherter Originalbeiträge oder zuvor bereits an anderer Stelle erschienener Zweitveröffentlichungen. <intR>²Dok versteht sich als Beitrag des FID Rechtzur Beförderung des Open-Access-Publikationsmodells. Dieses hat einen positiven Einfluss auf die internationale Sichtbarkeit, Rezeption und Zitierhäufigkeit gerade auch von juristischen Veröffentlichungen und wird zudem von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen empfohlen.

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