10+1 im Lesesaal, diesmal: Mamma Mia
Pippi Langstrumpf. Oliver Twist. Momo. Jim Knopf. Mowgli. Harry Potter. Heidi. Timm Thaler. Tom Sawyer. Sein Freund Huckleberry Finn. Violet, Klaus und Sunny Baudelaire.
Fällt Ihnen etwas auf? Hm? Richtig! Alles berühmte Kinderbuchhelden – und alle sind mutterlos.
In der Kinderliteratur wimmelt es von Waisenkindern, denn eine mutterlose Existenz gestattet eine unbehütete Ausgangslage, die eine Vielzahl von Erfahrungen, Niederlagen und Abenteuern ermöglicht.
Klassische Kinderbuchmütter indes kochen, decken den Tisch und räumen ihn wieder ab, küssen die Stirn, lesen vor, mahnen und schelten mit Bedacht, und stehen damit für Fürsorge, Schutz und Geborgenheit des Kindes. Findet sich am Anfang der Geschichte eine umarmende, backende, tröstende und pflasterklebende Mutter, weiß auch der Leser sich in guter Obhut. Mütter haben diese Wirkung.
Tja, unsere nicht.
Ab dem 1. Mai 2024 stehen zehn nonkonforme Kinder- und Jugendbücher und ein Werk der Forschungsliteratur im Handschriftenlesesaal für Sie bereit – zum Blättern, Staunen, Studieren, Vergleichen und Teilen.
Entdecken Sie uns!*
Jaaaa, jene, die hier morgens in der Küche steht, ist eine Mutter.
Egal, wer sie zu sein scheint.
Denn die Wahrheit ist: Mütter haben Damenbärte. Mütter kleckern. Mütter tun peinliche Dinge.
Klar kann sich eine Mutter mal im Tonfall vergreifen.
Hauptsache, sie weiß den Schaden wieder zu flicken.
Aber egal wie eine Mutter sich äußert oder was sie tut (oder auch nicht), als Kind war sie IMMER brav!
Und weil eine Mutter häufig ein Konglomerat an Fehlleistungen ist, mag man sie nicht.
So.
Basta.
The Stepford Wives in einer (nicht weniger gruseligen) Kinderbuchversion.
Statt der Hausfrau wird die Mutter optimiert.
Und zu optimieren gäbe es an Frau Bartolottis Mutterqualitäten etliches!
Finden das zugesandte Kind und der kinderlose Ausgehfreund.
Manchmal bedeutet Mutterliebe auch ein scharfes Messer, um Zehen und Hacken abzuschneiden.
Nicht nur kein Kuss, sondern eine mächtige Ohrfeige für Mütter ist dieser Klassiker von Tomi Ungerer.
Pah!
Schon mal was von Mom-Shaming gehört, Tomi?
Eigentlich kann es nie übertrieben viel Liebe und Haare geben.
Außer – beides stört beim Lesen.
Sie spielen eine wichtige Rolle im Kinderbuch, sind aber kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen – die literarischen Mütter.
Die Aufsatzsammlung versucht, diese Lücke zu schmälern.
*Einen kostenfreien Bibliotheksausweis zur Nutzung unserer Lesesäle erhalten Sie unter: https://staatsbibliothek-berlin.de/service/anmeldung
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