„Belle Vue auf die Welt“ — 150 Jahre Kartensammlung

Über 1 Million Karten, 32.400 Atlanten, 500 Globen, 154.000 topographische Ansichten und 2.500 kartographische CD-ROMs aus und über alle Regionen der Erde und des Weltraums sind im Besitz eines Jubilars – der 150-jährigen Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin.

Aus dem enormen Fundus an wertvollen alten sowie modernen kartographischen Werken aus 500 Jahren können alle Wissenschaftsdisziplinen sowie private Forscher zahlreiche unterschiedliche Informationen gewinnen. Die Daten in den Karten bilden Entdeckungen, Kriege und Eroberungen, wissenschaftliche Erkenntnisse, Landschaften, Siedlungsstrukturen und vieles mehr ab. Zahlreiche Objekte sind über ihren wissenschaftlichen Wert hinaus zugleich von außerordentlicher künstlerischer und handwerklicher Qualität. – Im Jahr 1859 wurde das Königlich Kartographische Institut mit dem Grundstock der heutigen Kartensammlung vom Schloss Bellevue in die Königliche Bibliothek (heute Staatsbibliothek zu Berlin) verlegt, damit wurde zugleich die Kartenabteilung etabliert. Dank großer Sorgfalt und wissenschaftlicher Umsicht bildete sich hier die heute größte kartographische Sammlung Deutschlands, zugleich eine der weltweit größten, heraus.


„Belle Vue auf die Welt“ im Schloss Bellevue (nicht öffentlich)

Vom 23. November bis 20. Dezember 2009 zeigt auf Einladung des Bundespräsidenten die Staatsbibliothek zu Berlin eine Auswahl ihrer größten kartographischen Schätze in Schloss Bellevue. Am heutigen Amtssitz des Bundespräsidenten hat die Kartenabteilung ihren Ursprung: Dort widmete man sich ab 1856 der Erschließung von 35.000 Karten aus dem Nachlass der Generäle von Scharnhorst. Da jedoch die räumlichen und konservatorischen Bedingungen im Königlich Kartographischen Institut dem weiteren Ausbau und der ordentlichen Benutzung der Sammlung entgegen standen, wurde die Etablierung einer selbständigen Kartenabteilung in der Königlichen Bibliothek beschlossen: Im Jahr 1859 zogen 40.000 Karten vom Schloss Bellevue in den Bau der Bibliothek am Opernplatz, im Jahr 1914 zogen dann schon über 200.000 Karten in das neu errichtete Bibliotheksgebäude Unter den Linden. Eben dort bewahrt und erschließt auch heute die Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin kartographisches Material mit Erscheinungsjahr bis 1939; die modernen Karten, derzeit im Haus Potsdamer Straße aufgestellt, werden nach Abschluss der Generalsanierung des Hauses Unter den Linden ebenfalls dorthin ziehen.
In der Ausstellung „Belle Vue auf die Welt“ sind acht Globen, sechs Atlanten und 15 Einzelkarten in einer für das Schloss Bellevue konzipierten Architektur zu sehen. Unter den Zimelien sind der 1663 in Amsterdam zusammengestellte, größte gebundene Atlas der Welt, der „Atlas des Großen Kurfürsten“, Carl Ritters handgezeichnete Basrelief-Karte von Deutschland aus dem Jahr 1803, eine 1790 in China gefertigte 9 Meter lange Kartenrolle zum Küstenverlauf von Korea bis Vietnam mit allen strategisch wichtigen Punkten und prunkvolle, in Venedig gezeichnete Portolankarten aus dem 16. Jahrhundert.
Die interessierte Öffentlichkeit kann die Ausstellung „Belle Vue auf die Welt“ im kommenden Jahr sehen: 25. Januar – 20. Februar 2010, Staatsbibliothek, Haus Potsdamer Straße 33.


Offen für alle: Tag der offenen Tür im Haus Unter den Linden 8

Samstag, 28. November 2009 | 10 bis 17 Uhr Staatsbibliothek zu Berlin | Haus Unter den Linden 8 | Lesesaal der Kartenabteilung
Eine auf Seide gedruckte Karte aus den 50er Jahren, anhand derer sich ein in kriegerischen Handlungen abgeschossener Pilot in Feindesland orientieren könnte, ein im Jahr 1730 ebenfalls auf Seide gedruckter Plan von Berlin, Reliefs bekannter Städte und Landschaften auf Globen und Karten, Puzzle-Karten zum Knobeln für alle, die Darstellung des Vulkans Ätna von Samuel Schmettau aus dem Jahr 1720, ein dem Großen Kurfürsten gewidmeter Seeatlas aus dem Jahr 1685, ein pneumatischer Globus zum Aufblasen aus dem Jahr 1829, Nationalatlanten und ihre Prototypen, Eisenbahnkarten für die Planung und Entwicklung von Trassen und vieles andere mehr — am Tag der offenen Tür erwarten die Besucher oft überraschende Themen und Materialien aus der Welt der Kartographie, welche weit über das allgemeine Wissen um Schulatlanten und Weltkarten hinausweist. Als besonderer Gast hat sich das Amt für Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg angemeldet: Es führt Messinstrumente mit, anhand derer sich die Besucher des Tages der offenen Tür genau vermessen lassen können.
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