Digitale Lektüretipps 55: Als virtuelle Kreuzfahrende rund um den Stiefel – mit AIDA zu Italiens Wissenschaft
Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps aus den Fachreferaten der SBB
Schritt für Schritt öffnen die Lesesäle wieder ihre Türen und verstärken die Zugangsmöglichkeiten zu unseren Ressourcen. Gerne versorgen wir Sie aber weiterhin mit unseren digitalen Lektüretipps – jetzt nicht mehr als kleiner Ersatz für die fehlenden Recherchemöglichkeiten vor Ort, sondern in etwas gemächlicherem Turnus als gleichsam unterhaltsame wir informative Ergänzung. Heute geht es virtuell auf hohe See:
Man könnte jetzt lange über die missliche Lage von Kreuzfahrschiffpassagieren und -besatzung zum Ausbruch der Pandemie schreiben, aber irgendwann ist es auch einmal gut mit den ganzen Analogien. Vielleicht stellen wir uns lieber vor, auf einem luxuriösen Schiff zu den italienischen Gefilden der Geistes- und Sozialwissenschaft zu segeln. Der Name Aida taucht – möglicherweise inspiriert vom arabischen Frauennamen Ayda – erstmals in einer Erzählung des französischen Ägyptologen Auguste-Édouard Mariette auf und wurde durch Giuseppe Verdis gleichnamige Oper, die auf dieser Erzählung fußte, populär. Offenbar fake news ist, dass Verdi die Oper anlässlich der Eröffnung des Sueskanals komponiert habe, doch damit war die Verbindung zur Seefahrt geschaffen und diese inspirierte ein bekanntes Kreuzfahrtunternehmen, seine Flotte nach Aida zu benennen.
In unserem heutigen Beitrag geht es aber um eine andere AIDA, ein zauberhaftes Akronym einer eher nüchternen, aber natürlich umwerfend nützlichen Datenbank, die auf den vollen Namen Articoli Italiani di Periodici Accademici hört (AIPA hätte tatsächlich nicht ganz so gut geklungen). Der deutsche Titel dieses Dampfers der Literaturrecherche heißt Bibliographie der italienischen Zeitschriftenliteratur und sie kann mit einem Bibliotheksausweis der Staatsbibliothek auch von zuhause (oder vom Sonnendeck) aus im remote access benutzt werden.
AIDA, ein Produkt des Verlages De Gruyter-Saur, enthält fast 287.000 Zeitschriftenaufsatztitel aus rund 1.400 italienischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriften. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Es handelt sich also nicht nur um Zeitschriften, die sich mit der italienischen Kultur oder Gesellschaft oder Geschichte beschäftigen, sondern Organe zu sämtlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachgebieten, die in Italien erforscht und herausgegeben werden. Zugegeben: es ist viel Italianistik, italienische Geschichte und Geistesgeschichte darunter, aber auch Germanistik und klassische Philologie, Geografie, Soziologie, Kunstgeschichte und Architektur, Rechtswissenschaft, Philosophie, Theologie, Ethnologie, sogar Stadtplanung und Tourismusforschung, um nur einige zu nennen. Sollte Ihr Fachgebiet darunter sein, werden Sie nicht im Trüben fischen. Oder paddeln. Whatever. Hier finden Sie die Liste aller ausgewerteten Zeitschriften. 10.000 neue Einträge kommen pro Jahr hinzu. Angeblich sind nur Daten ab 1997 enthalten, tatsächlich kann man aber auch (mithilfe der Suchmöglichkeit nach Jahreszahlen) Zeitschriftenaufsätze aus dem Archivio storico italiano ab 1849 finden. Im Klappentext heißt es: „Veröffentlichungen aus allen Gebieten der Geisteswissenschaften, auch aus Randbereichen, werden einbezogen. Zusammen mit italienischen Bibliothekaren wird ein möglichst repräsentativer Querschnitt der aktuellen geisteswissenschaftlichen Literatur erstellt. Die Aufsatztitel werden von einem italienischsprachigen Redakteur ausgewertet und zusammengestellt. AIDA ist daher eine ideale Ergänzung zur IBZ.“
IBZ ist, falls Sie diese Datenbank noch nicht kennen, die Internationale Bibliographie der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur mit 3,2 Millionen Zeitschriftenaufsätzen aus 11.500 Zeitschriften der Jahre 1983ff. Jährlich kommen über 120.000 Eintragungen hinzu. Auch hier sind italienische Fachzeitschriften ausgewertet (z.B., um im Thema zu bleiben: Aegyptus. Rivista italiana di egittologia e di papirologia oder Africa. Rivista trimestrale di studi e documentazione dell’Istituto Italiano per l’Africa e l’Oriente oder auch das Archivio Storico Italiano). Alle diese Zeitschriften sind auch in AIDA ausgewertet. Dafür finden sich in AIDA noch mehr Spezialorgane, z.B. Afriche e orienti. Rivista di studi ai confini fra Africa e Mediterraneo e Medio Oriente oder auch Archeologia africana, außerdem Terra d‘ Africa ebenso wie die Studi di Egittologia e papirologia). Und so könnte man immer weiter aufzählen. Da capo al fine.
Hinweise zur Eingabe Ihrer Suchanfragen in die Datenbank finden Sie hier. Voreingestellt ist die Suche in den „Volltexten“. Dies sind allerdings „nur“ die Volltexte der Literaturangaben, nicht die Volltexte der Zeitschriftenaufsätze. Letztere sind in dieser rein bibliographischen Datenbank leider nicht enthalten, sondern müssen in einem zweiten Schritt recherchiert und aufgerufen oder bestellt werden. Angegeben sind zwar italienische Bibliotheken, die die jeweiligen Zeitschriften in ihrem Bestand haben. Das nützt Ihnen wahrscheinlich leider wenig.
Die Datenbank ist aber mit einem SFX-Button ausgestattet, den Sie finden, wenn Sie die Vollanzeige des Treffers aufrufen. SFX steht in der Filmindustrie für „special effects“. Der special effect dieses Buttons, der in unseren Datenbanken „SBB link“ heißt, ist, dass Sie Unterstützung bei der Recherche nach den Zeitschriften, in denen Ihr Wunschartikel veröffentlicht wurde, erhalten. Das kleine Programm sucht automatisch, ob es eine elektronische Version des Aufsatzes im Bestand der Staatsbibliothek gibt, also ein e-Journal oder eine retrodigitalisierte Druckausgabe der Zeitschrift. Manchmal funktioniert es, dass Sie sich dann direkt in diese Onlineausgabe weiterklicken, manchmal muss man sich auch neu identifizieren. Das Archivio storico italiano ist beispielsweise in der Datenbank JSTOR enthalten. Für diese müssen Sie sich noch einmal neu als Benutzer_in der SBB ausweisen. Sollte es keine elektronische Fassung geben, verrät Ihnen „SBB link“, ob eine gedruckte Zeitschrift des gesuchten Jahrgangs in der Staatsbibliothek vorrätig ist. Und wenn das alles nicht der Fall ist, kommt nicht ganz „subito“, also sofort / sogleich, aber de facto nach ein paar Tagen Ihre kostenpflichtige Bestellung über den Lieferdienst Subito zu Ihnen in den Briefkasten. Oder Sie nutzen unseren Fernleihservice, der auch wieder angelaufen ist. Allora – auf zu neuen Ufern der Recherche! Viel Erfolg dabei und ahoi!
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