Handschriften an das Deutsche Historische Museum übergeben
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat der Stiftung Deutsches Historisches Museum (DHM) neun Handschriften übergeben, die sich in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz befanden. Die militär-historischen Werke gehörten bis zur Auflösung des Zeughauses in die Zeughaus-Bibliothek und waren in der DDR auf unterschiedlichen Wegen in die heutige Staatsbibliothek zu Berlin gelangt. Dort wurden sie verzeichnet und erschlossen.
Die Bibliothek des Staatlichen Zeughauses war ehemals eine der größten militärischen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Nur ein Viertel des Bestandes, rund 5.000 Werke, überstand den Krieg im Gebäude des Zeughauses Unter den Linden unbeschadet. Die meisten der restlichen Bände gelten bis heute als verschollen. Von der einstigen Handschriftensammlung der Zeughaus-Bibliothek mit knapp 400 Signaturen sind noch gut 120 Stücke im DHM erhalten. Nach der Auflösung des Zeughauses in der Nachkriegszeit wurde der Restbestand zunächst auf andere Bibliotheken in der DDR verteilt. Als 1953 das Museum für Deutsche Geschichte, die Vorgängerinstitution des Deutschen Historischen Museums, gegründet wurde, wurde entschieden, die Bibliothek dort wieder zusammenzuführen. Nicht in allen Fällen kam es dann aber tatsächlich zur Rückgabe. Bei seinen Recherchen zum Verbleib der Zeughaus-Bibliothek war der Leiter der DHM-Bibliothek, Dr. Matthias Miller, auf den nun übergebenen Bestand gestoßen.
Hermann Parzinger, Präsident der SPK: „Diese Rückgabe zeigt einmal mehr, dass wir immer noch historische Altlasten aufzuarbeiten haben. Fälschlich in unsere Sammlungen gelangte Stücke versuchen wir natürlich, ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. Dafür müssen sie aber auch auffindbar gemacht werden.“
Barbara Schneider-Kempf ergänzt: „Die Staatsbibliothek zu Berlin hinterlegt seit Jahren jede verfügbare Information zur Provenienz ihrer in ihren Katalogen, was bereits zu mehreren erfreulichen Rückgaben geführt hat.“
„Wir danken der Generaldirektorin der Staatsbibliothek, Barbara Schnei-der-Kempf, und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger, für die Rückgabe der Zeughaus-Handschriften an das Deutsche Historische Museum“, sagte der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Prof. Dr. Raphael Gross. „Das Deutsche Historische Museum ist darum bemüht, die während des Zweiten Weltkrieges verlorenen Sammlungsbestände des Zeughauses Berlin wenigstens virtuell zu rekonstruieren. Mit der Rückgabe der neun Handschriften hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erneut ermöglicht, Kriegsverluste des Zeughauses auch real wieder in ihren ursprünglichen Sammlungszusammenhang rückzuübertragen.“
Die wertvollste der zurückgegebenen Handschriften ist ein in Süddeutschland verfasstes Kriegsbuch aus dem Jahr 1453. Auf 254 Blättern zeigt es neben anderem zahlreiche Federzeichnungen den Stand der Kriegstechnik und die Ausrüstung der Soldaten um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Dargestellt sind Belagerungsgeräte, Pyrotechnik, Geschütze, Rüstungen, Kampfszenen sowie Burganlagen. Zwei der Handschriften entstanden um 1800 in Frankreich, sie handeln vom Krieg im Gebirge und von der Ausbildung in der Königlichen Garde du Corps. Die sechs weiteren Handschriften stammen aus Deutschland und wurden zwischen 1820 und 1900 verfasst. Sie handeln vom Wert und der Verwendung von Scharfschützen, von der Entwicklung der Kanonen seit dem Jahr 1666, beschreiben die Belagerung der Zitadelle von Antwerpen, behandeln die Ursachen des Krieges, taktische Fragen oder strategische Operationspläne.
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