„Mit herzlichen Grüßen, Ihr Wilhelm Furtwängler“
Die Musikabteilung konnte jüngst über ein Berliner Antiquariat eine wichtige Ergänzung zum Nachlass des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886-1954) erwerben: es handelt sich um den wohl vollständigen Briefwechsel Furtwänglers mit dem Verleger Fritz Oeser (1911-1982) vom Brucknerverlag Wiesbaden. Dabei tauschen sich die Briefpartner hauptsächlich über die Revisionen an der 2. Sinfonie in e-Moll (WF 119) sowie am Symphonischen Konzert für Klavier und Orchester (WF 114) von Wilhelm Furtwängler aus, außerdem werden die beiden Sinfonien Nr. 3 in Cis (WF 120) und Nr. 1 in h-Moll (WF 110b) in der Korrespondenz aufgegriffen.
Die Korrespondenz beginnt mit einem Brief Furtwänglers vom 31. Dezember 1950, in dem Furtwängler seine Absicht äußert, von der Universal Edition Wien zum Brucknerverlag wechseln zu wollen. In 148 originalen Textzeugen fächert sich dann die Beziehung des Dirigenten und Komponisten zu seinem Verleger auf, die fast vier Jahre andauerte. 50 Briefe von Wilhelm Furtwängler und einige Telegramme und Kurzbriefe der Sekretärin Henriette Speiser an Oeser sind überliefert sowie 60 Original-Briefdurchschriften von Oeser an Furtwängler. Dabei entsteht das Bild einer fruchtbaren Arbeitsbeziehung, die den Komponisten Furtwängler ins Zentrum rückt: Sichtbar wird, wie viel Arbeitskraft Wilhelm Furtwängler in die Komposition und Revision seiner Werke vor dem Druck steckte, aber auch welche Bedeutung die Aufführung seiner eigenen Werke für ihn hatte. „Ich werde im Laufe des nächsten Jahres sehr wenig dirigieren, habe aber die Absicht, in der zweiten Hälfte der Saison mehrere Aufführungen meiner eigenen Sachen zu veranstalten“, schrieb Furtwängler im Februar 1951. Einer der letzten Sätze an Oeser zeugt von der schweren Erkrankung des Dirigenten, Mitte November 1954 schrieb er aus Clarens: „Leider laboriere ich augenblicklich an einer Bronchitis, die mich seit einigen Tagen sogar ins Bett fesselt.“ Er sollte sich von dieser Krankheit nicht mehr erholen und verstarb Ende des Monats.
[Beitrag veröffentlicht von Jessica Ermes]
Eine schöne Erweiterung der Bestände dieser eh schon unerschöpflichen Abteilung.